Frontfrau Ria, tituliert als Prinzessin der Romatik, zählt 22 Lenze, stammt aus Berlin und ist Kind des so gar nicht adeligen TV-Senders VIVA und seinem Förderprogramm Artists Developement, genau wie Golo Schultz (Keyboards), Philipp Schardt (Bass), Philipp Schadebrodt (Drums) und Christoph Hessler (Gitarre), alias Band Eisblume. Für deren aktuelles Album Unter dem Eis haben nicht weniger als 15 Songwriter (!) 13 Songs verfaßt, deren größter gemeinsamer Nenner aus … mehrstilistischen Highlights von Bands wie Juli, LaFee, Silbermond, Rosenstolz, Cinema Bizarre und Angelzoom gebildet werden soll! Das ist auch gelungen, jedoch mit dem Resultat, dass alles nach irgendetwas Vergleichbarem klingt, nur nicht nach sich selbst. Es ist wahrhaftig keine Übertreibung zu behaupten, dass sich die Songs im Verlauf von Unter dem Eis stetig steigern, denn der allerletzte Song Louise ist zweifellos der beste, zeigt er doch das eigentliche Potenzial von Ria auf: Eine schöne ausdrucksstarke Stimme, die das Zeug dazu hätte, weitaus mehr vorzutragen, als verquaste Gruftie-Lyrik zu vorwiegend elektronischen Sounds, die möglichst noch aus Lautsprechern von Handys und Spielkonsolen in Jugendzimmern akzeptabel klingen sollen. Ganz anders dagegen das Stück Louise, in dem stimmungsvolle Lyrics eine perfekte Balance zwischen den musikalischen Arrangements aus getragenen Piano- und Streicherklängen eingehen, um sich im letzten Drittel zum rockigen Finale zu steigern. Prima, aber leider eine ziemliche Ausnahme auf diesem Album. Ria wäre gut beraten gewesen, verstärkt auf die klare Ausdruckskraft ihrer natürlichen Stimme zu setzen, anstatt auf das gekünstelte Herauspressen und Stöhnen von Anfangssilben. Was nach schmachtender Leidenschaft und vergrübelter Seelenpein klingen soll, erinnert hier stellenweise eher an ein ganz anderes, nicht weniger quälendes, zutiefst menschliches Bedürfnis... Immerhin tritt der Song Stern in die Fußstapfen von Louise und wartet mit einem gelungenen Streicherarrangement auf, das der einprägsamen Melodie feierlichen Glanz und Tiefe verleiht. Auch Überleben fällt noch in diese Kategorie. Unter dem Eis ist fraglos handwerklich perfekt geraten und besitzt stellenweise sogar Hit-Qualitäten, wie der hier ebenfalls vertretene Ohrwurm Eisblume. Doch all das kann beim Hören nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bandmitglieder keine gemeinsame Entstehungsgeschichte miteinander verbindet und ihnen daher bei aller Perfektion ein gewisses Maß an Tiefe abgeht. Die Band Eisblume befindet sich noch mitten auf der Suche nach einem eigenständigen künstlerischen Profil, weshalb die 13 Songs auf Unter dem Eis auch eher als ein großes Versprechen an die Zukunft gewertet werden müssen. In jedem Fall als ein vielverprechender Anfang, wie das ebenfalls auf dieser CD enthalten Bonus-Video des Songs Eisblume beweist. - Andreas Schultz weniger

CD 1
01 - Dämmerung
02 - Eisblumen
03 - Zeit Bleibt Nicht Stehen
04 - Leben Ist Schön… mehr
05 - Überleben
06 - Land In Sicht
07 - Hoffnung
08 - Zeit Zu Gehen
09 - Stern
10 - Liebe Heisst Schmerz
11 - Sieben Mal
12 - Unter Dem Eis
13 - Louise
14 - Eisblumen weniger