ZEIT GESCHICHTE 1/17 Der Weg in den Holocaust

ZEIT GESCHICHTE 1/17 Der Weg in den Holocaust
Die Wannsee-Konferenz und die »Endlösung der Judenfrage«

Der 20. Januar 1942 war ein herrlicher Berliner Wintertag, eiskalt und sonnenklar. Wer damals auf die Terrasse jener Villa trat, um einen grandiosen Blick auf den See zu erhaschen, hörte den Schnee unter den Stiefeln knirschen. Auch die Tagesordnung trübte die Stimmung nicht. Die Frage, wie sich elf Millionen Juden am effektivsten ermorden lassen, besprachen die 15 Männer bei Schnittchen und französischem Cognac.
So grotesk die Szenerie der Wannsee-Konferenz anmutet, so unfassbar ist bis heute der Holocaust geblieben. [..] Wer es ergründen will, stößt an die Grenzen seiner Vorstellungskraft. Weil wir dazu neigen, die Dinge zu vereinfachen, um sie besser zu verstehen, galt die Villa am Wannsee lange Zeit als der schaurigpittoreske Ort, an dem der Holocaust beschlossen wurde. Was so grausam endete, musste einen eindeutigen Anfang haben. Inzwischen hat die Forschung gezeigt: Am Wannsee wurde der Mord an den Juden organisiert und koordiniert, aber in Gang gekommen war er längst. Und es ist fraglich, ob es überhaupt den einen Beschluss gab, sämtliche Juden zu töten. [...]
Zum 75. Jahrestag der Wannsee-Konferenz stellt dieses Heft die Frage, wie die Teilnehmer so weit kamen, eine achtstellige Mordziffer abzunicken, als ginge es um Planzahlen für die Rüstungsindustrie. Wie wurde aus der Vertreibung der Drang zur Vernichtung?
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