Ich putze nicht gern. Aber ich wasche gern ab. Warum das so ist, kann mir auch Margaret Horsefield nicht erklären, weder tiefenpsychologisch noch sozialgeschichtlich. Im Erklären liegt ohnehin nicht ihre Stärke, dafür im Sammeln von schlagenden Beispielen. Eindrucksvolle Zeugenaussagen ruft sie auf. Wie dreckig es einst war! Schlecht kann einem werden! Interessant auch die Karriere der Bazille. Noch vor 100 Jahren kannte sie kaum jemand (obwohl Robert Koch und andere … mehrsie längst entdeckt hatten). Im 20. Jahrhundert wurde sie zum Star: Die Wissenschaft bewies, daß Bazillen allgegenwärtig seien. Also wurde die Bazille zum gefürchteten Hauptfeind der Hausfrau. Gerade weil man sie nicht sehen konnte. Kein Feind schrecklicher als ein unsichtbarer. Auf Teufel komm' raus wurde nun gewienert, desinfiziert, gesprüht, shampooniert und anderer chemischer Aufwand betrieben, bis der Gottseibeiuns sein Ziel erreicht hatte: alle Frauen Putzteufel. Überhaupt, die Frauen. An ihnen blieb der Dreck ja hängen. Als Mägde und Dienstmädchen oblag ihnen das Putzen, als Hausfrauen hatten sie es zu überwachen oder selbst zu tun. Und dann waren sie noch Mütter von Töchtern... Ein eigenes Kapitel hat die Verfasserin diesem hochheiklen Zusammenhang gewidmet. Wer denkt (Männer denken so etwas gern), moderne Technik habe doch vieles leichter werden lassen: Irrtum. Staubsauger und Waschmaschine haben die Reinigungsfrequenz erhöht und dadurch blieb der geleistete Aufwand gleich. Fazit: passendes Geschenk für Frauen, die putzen (oder nicht putzen), für Männer, die nicht putzen (oder putzen), für Töchter von Müttern und für Mütter von Töchtern und für jene gestandenen Junggesellen, die sich lieber mit einem guten Buch in den Sessel verziehen, wie Ihr Rezensent. --Michael Winteroll weniger