Der ganz große Aha-Effekt ist heraus beim Hören eines neuen Albums von Air. Kein Wunder, nach solch hinreißend schönen Platten wie Moon Safari und Premiers Symptomes, die immer noch klingen, als würde sich leckere Luftschokolade in schwebende Musik verwandeln. Da sind die Erwartungen an ein neues Album einfach immens. Dabei hat das französische Duo JB Dunckel und Nicolas Godin stets versucht, sich langsam weiter zu entwickeln, anstatt sich an einem "Moon Safari Part 2" … mehrzu versuchen. Nach dem sehr kontrovers diskutierten Album 10.000 Hz Legend, verfügt Talkie Walkie wieder über Qualitäten, sich widerstandslos in die Ohrenmuscheln der Air-Fans einzunisten. Aufgenommen wurden die zehn in Zuckerwatte gepackten Songs des Albums mit dem Produzenten Nigel Godrich (Radiohead, Beck) in Paris. Auffällig harmonisch reihen sich die stimmungsvollen Tracks aneinander, schon das Eröffnungsstück "Venus" ist eine rührige Weltraum-Liebesgeschichte, die von einem schleppenden Pianospiel begleitet wird. Verträumte Flötentöne bestimmen "Cherry Blossom Girl", "Alpha Beta Gaga" ist mit seiner Fröhlichkeit selten im Air-Repertoire, während "Alone In Kyoto", geschrieben für den Sofia-Coppola-Film Lost In Translation, einen melancholischen Abschluss mit Meeresrauschen bildet. Der Geniestreich auf Talkie Walkie aber heißt "Run". Zu dezent futuristischen Sounds ertönt urplötzlich ein tragender, langgezogener Gesang, der einen umgehend an den 10cc-Hit "I'm Not In Love" erinnert. Air verstehen es immer, sich mit spielerischer Leichtigkeit knapp am Emo-Kitsch vorbei zu schlängeln, kleine elektronische Spielereien mit zarter Gitarrenarbeit und gestenreichen Sounds zu verbinden, und sich eine Parzelle im Grenzland zwischen Pop, TripHop, French House und Easy Listening abzustecken. Dort sind sie liebenswerte Könige. --Sven Niechziol weniger
1 - Venus
2 - Cherry Blossom Girl
3 - Run
4 - Universal Traveler
5 - Mike Mills… mehr
6 - Surfing On A Rocket
7 - Another Day
8 - Alpha Beta Gaga
9 - Biological
10 - Alone In Kyoto weniger