Sich seiner Ureinwohner bewußt zu sein, gehört für Australien inzwischen zur political correctness -- und Yothu Yindi sind diejenigen, die dieses Bedürfnis perfekt befriedigen. Die Band, die aus Aborigines, Mischlingen und Weißen zusammengewürfelt ist, stammt aus dem Norden des Kontinents, wo die in den letzten Jahrzehnten so erfolgreiche Landrechte-Bewegung ihren Ursprung hat. Doch wer von ihnen knallharte Politprosa erwartet, wird entäuscht. Yothu Yindi sind … mehrnichts für Puristen, weder für musikalische noch für politische. Mit der Unbefangenheit derer, die in ihrer Kultur fest verwurzelt, aber trotzdem neugierig auf Fremdes sind, bedienen sie sich "quer durch den Garten", wie es Bandleader Mandawuy Yunupingu ausdrückt. Sie mischen ihre Yolnu-Sprache mit Englisch, kombinieren traditionelle Rhythmen und Melodien mit Pop, Rock, Reggae und Gospel. Am weitesten haben sie dieses Potpourri-Prinzip vielleicht auf "Birrkuta/Wild Honey" getrieben. Das geht oft gut, etwa bei dem Reggae-Ohrwurm "Yirrmala" oder bei dem launigen Stück "Djatpa", einer alten rituellen Tanzmelodie, die von fetzigen, treibenden Gitarrenriffs förmlich fortgespült wird. Manchmal allerdings wirkt die Synthese etwas beliebig. Das Gleiche gilt für die Texte: Wer will, entdeckt in Songs wie "Stop that" oder "Matter of Choice" politische Aussagen; wer sich für kritisch hält, wird sie eher belanglos finden. Am deutlichsten (und durch die aktuelle Entwicklung grausam bestätigt) ist vielleicht noch der Titel "Timor", der die Besetzung Ost-Timors durch Indonesien anprangert. "Wir versuchen, unser Ding zu machen und nicht irgend jemandes zu erfüllen", sagt Mandawuy Yunupingu. Überzeugende Botschafter ihres Landes und seiner Kultur sind Yothu Yindi trotzdem. Und fähige Musiker allemal. --Martin Rasper weniger
CD 1
01 - Tears For Law
02 - Yolngu Woman
03 - Octupus
04 - Superhighway… mehr
05 - Bapane
06 - Djatpa
07 - Timor
08 - Matter Of Choise
09 - Stop That
10 - Lorrpu
11 - Spirit
12 - Yirrmalla
13 - Honey
14 - Cora
15 - Mice And Men weniger