Tja nun, Peter Bichsel, Sie machen es uns ja nicht gerade einfach. Da haben Sie sich ja in was hineinmanövriert. Zwei Protagonisten gleichen Namens, dann mangelt es an erzählerischer Kunstfertigkeit, die beiden Cherubin Hammers im Buch auseinanderzuhalten -- und schon fristet einer der beiden sein Leben in den Fußnoten weiter. Großartige Idee! Der Leser wird nun also mitten im Text von einer Fußnote nach unten gezwungen, um der Biographie des zweiten Cherubin Hammer zu … mehrfolgen. Und die Fußnoten werden immer mehr und das auf fast jeder Seite. Die ernste Konsequenz daraus: Nach einigen Seiten dieser anstrengenden Lektüre verspürt man den unwiderstehlichen Drang, es dem großen Vorbild Bichsels, Robert Walser (stimmt´s?), gleichzutun und freiwillig um Einweisung in eine behagliche Schweizer Irrenanstalt zu bitten. Cherubin Hammer und Cherubin Hammer erzählt also die Geschichte eines selbsternannten Schriftstellers, der leider seiner Biographie in keinster Weise gerecht wird, und seines Alter ego, des Fußnoten-Hammers, einem beliebten und trinkfesten Erfolgsmenschen und Liebhaber. An die Seite der beiden Eigenbrötler stellt Bichsel zwei Frauen, in sich ruhend, wohltuend unaffektiert, die einzigen Personen in diesem Buch, deren Biographie wirklich würdig gewesen wäre, erzählt zu werden. Die ganze Idee mit den Fußnoten kommt einfach zu bemüht-manieristisch daher, nirgends schafft es Peter Bichsel, einem die Personen und ihre Problematik auch nur nahe zu bringen. Schließlich möchte man ihm ermunternd ein Zitat aus seinem eigenen Buch entgegenhalten: "Wissen Sie kein dümmeres Pseudonym", schrie der Polizist und schlug ihn voll ins Gesicht. Vielleicht sollte man unserer Polizei doch manchmal mehr Verständnis entgegenbringen. --Ravi Unger weniger