Zusammenfassung:
Polen gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Mit der Ausbreitung
der modernen Zivilisation nach westlichem Vorbild verändert
sich nicht nur das materielle Leben von Polen und Juden. Orthodoxe… mehr
Tradition und neue Aufklärung stoßen auch in der Familie
des frommen jüdischen Getreidehändlers Kalman Jacobi
aufeinander, von dessen Aufstieg zum wohlhabenden Gutspächter
Singer in dem Roman Das Landgut erzählt hat. Vor allem
die Jüngeren lehnen sich gegen die Gesellschaft mit ihren
veralteten Gesetzen und hohlen Privilegien und ihrem religiösen
Fanatismus auf. Sie suchen eigene Wege und Möglichkeiten
... »Singers Epos ist keineswegs niederdrückend, sondern
auf höchstem Niveau unterhaltend und immer wieder überwältigend
komisch. Dabei wird in diesem Roman nicht nur unter Qualen geliebt
und gelebt, leidenschaftlich nachgedacht und gestritten, sondern
auch ausgiebig gestorben. Aber der Gott, dessen Abwesenheit sich
auf die meisten der Figuren so störend und zerstörend
auswirkt, ist für den Leser noch durchaus gegenwärtig.
Er begegnet ihm in der Person des Erzählers, seiner Souveränität
und Güte, die auf jeder Seite seiner Schöpfung ihre
Spuren hinterlassen haben.« ( Albert von Schirnding in
der Süddeutschen Zeitung )
Klappentext:
Wertewandel im Polen des späten 19. Jahrhunderts
Mit der Ausbreitung der modernen Zivilisation nach westlichem Vorbild verändert sich nicht nur das materielle Leben von Polen und Juden. Orthodoxe Tradition und neue Aufklärung stoßen auch in der Familie des frommen jüdischen Getreidehändlers Kalman Jacobi aufeinander, von dessen Aufstieg zum wohlhabenden Gutspächter Singer in dem Roman Das Landgut9 erzählt hat. Vor allem die Jüngeren lehnen sich gegen die Gesellschaft mit ihren veralteten Gesetzen und hohlen Privilegien und ihrem religiösen Fanatismus auf. Sie suchen eigene Wege und Möglichkeiten...
Zusatztext: Polen gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Mit der Ausbreitung der modernen Zivilisation nach westlichem Vorbild verändert sich nicht nur das materielle Leben von Polen und Juden. Orthodoxe Tradition und neue Aufklärung stoßen auch in der Familie des frommen jüdischen Getreidehändlers Kalman Jacobi aufeinander, von dessen Aufstieg zum wohlhabenden Gutspächter Singer in dem Roman Das Landgut
Leseprobe:
Daniel Kaminer wurde plötzlich krank. Er bekam Fieber und
begann zu husten. Celina gab ihm Tee mit Himbeersaft und rieb
ihm Hals und Rücken mit Terpentin ein, aber es half nichts.
Als es Morgen wurde, konnte er nicht aufstehen. Er bat um einen
Spiegel. Über Nacht war sein Gesicht eingefallen, und sein
Spitzbart schien geschrumpft. »Celina, ich sterbe!«
sagte er.
Celina fing an zu weinen. Sie ließ sofort einen Arzt aus
Skaschew holen. Daniel Kaminer hatte Lungenentzündung. Er
bekam Schröpfköpfe und Blutegel angesetzt, aber von
Stunde zu Stunde ging es ihm schlechter.
Seine Tochter Klara war im Ausland. Sie hatte aus Paris geschrieben,
daß sie sich mit Zipkin gestritten und er sie verlassen
habe. In Monte Carlo hatte sie Geld verloren. Sie hatte die Bekanntschaft
eines russischen Juden gemacht, eines Kaufmanns der Großhändlergilde,
der die Erlaubnis erhalten hatte, außerhalb des Ansiedlungsrayons
zu leben. Sie schrieb kurze, anspielungsreiche Briefe, deren Sätze
meist mit einigen Pünktchen endeten. Eines war Daniel Kaminer
klar: Seine Tochter bewegte sich auf einem schlüpfrigen Pfad.
Felusia, die Klara bei ihm zurückgelassen hatte, gehörte
jetzt zu seiner eigenen Familie. Aber wenn man im Sterben liegt,
wird einem alles gleichgültig. Daniel Kaminer dachte mit
gemischten Gefühlen an die andere Welt. Es mußte einen
Gott geben, aber an die Unsterblichkeit der Seele zu glauben,
fiel ihm schwer. Was geschah mit den Seelen der Verstorbenen?
Wohin gingen sie? Wie lange konnte eine Seele über dem Friedhof
schweben oder in einer kalten Synagoge ausharren? Daniel Kaminer
hatte seinen Humor nicht verloren. Er stöhnte und scherzte.
Zu Celina, die bereits um ihn trauerte, sagte er: »Psst!
Jammere nicht, du weckst den Engel des Todes auf...«
»Was soll aus uns werden?«...
Informationen zum Autor:
Isaac Bashevis Singer wurde am 14. Juli 1904 in Radzymin in Polen geboren und wuchs in Warschau auf. Er erhielt eine traditionelle jüdische Erziehung. Mit 22 Jahren begann er, für eine jiddische Zeitung in Warschau zu schreiben, erst auf hebräisch, dann auf jiddisch. 1935 emigrierte er in die USA und gehörte dort bald zum Redaktionsstab des ›Jewish Daily Forward‹. 1978 wurde ihm für sein Gesamtwerk der Nobelpreis für Literatur verliehen. Für Aufsehen sorgten auch die Verfilmungen seiner Werke "Freinde, die Geschichte einer Liebe" und "Jentl". Am 24. Juli 1991 starb Singer in Miami.
Isaac Bashevi Singers Rede anlässlich der Verleihung des Nobelpreises 1978 als Audio Dokument (©The Nobel Foundation)
Kartoniert
ISBN: 978-3-423-10132-5
6. A.
413 S.
H19.1 cm x B12.1 cm x D2.2 cm 347 g weniger