Gratulation an Verlag und Herausgeber: Das Science Fiction Jahr ist volljährig geworden! Seit immerhin 18 Jahren erscheint im Heyne Verlag dieser umfangreiche Jahresüberblick, der Fans und Profis gleichermaßen als Referenzwerk und Diskussionsforum dient. In diesem Jahr fallen einige Veränderungen ins Auge: Das Format ist etwas größer geworden und ein Großteil der Beiträge dreht sich um ein übergreifendes Thema, "Science Fiction und Religion". Dabei halten sich wirklich … mehrinformative Artikel mit erschreckend kenntnislosen Texten die Waage. Alexander Seibolds politische Analyse "Der nächtliche Flug auf dem Buraq nach Jerusalem" beispielsweise setzt sich mit den Gerüchten auseinander, zwischen Isaac Asimovs Foundation-Trilogie und dem Gedankengut des Bin-Laden-Klans bestünde ein Zusammenhang, und liest sich dabei ausgesprochen spannend. Der Übersichtsartikel über religiöse Themen in der fantastischen Literatur von Linus Hauser dagegen strotzt nur so vor Detailfehlern und ist geradezu typisch für die oberflächliche Beschäftigung eines Akademikers mit dem Genre. Höhepunkte des Bandes sind unter anderem Uwe Neuholds Darstellung der Entwicklung künstlicher Intelligenz, in der tatsächliche Wissenschaft neben Literatur, Film, Fernsehen und sogar Theater gestellt wird; sowie ein weiteres Kapitel aus The Dreams Our Stuff is Made of von Thomas M. Disch, in dem sich dieser respektlos mit "unserem peinlichen Vorfahr Edgar Allan Poe" beschäftigt. Erneut muss dem Verlag zu dem Mut gratuliert werden, auch in konjunkturell schwierigen Zeiten an dem Projekt eines jährlichen Genreüberblicks festgehalten zu haben. Denn auch wenn mit dem Alien Contact Jahrbuch ein weiteres Sammelwerk zur Science Fiction angetreten ist, bleibt das Heyne Science Fiction Jahr der Standard, an dem sich die Konkurrenz wird messen lassen müssen. --Hannes Riffel weniger