In der erschreckenden Zukunftsvision von Nancy Farmers grandiosem Jugendroman regiert der Drogenbaron El Partón über ein eigenes Land zwischen den Vereinigten Staaten und dem ehemaligen Mexiko. Im Land "Opium" arbeiten auf den Feldern Sklaven, die durch eingepflanzte Computerchips willenlos gemacht worden sind. Noch tiefer in der Hierarchie stehen Klone, und ein solcher Klon ist Matt, der in einer Hütte von seiner Ziehmutter großgezogen wird. Doch Matt ist nicht … mehrirgendein Klon, denn sein genetischer "Vater" ist der 140-jährige Herrscher El Partón. So gelangt Matt schließlich in dessen Herrenhaus und lebt dort nicht besser als ein verachtetes Tier, bis El Partón von der Existenz seines jüngsten Klons erfährt. Von nun an verbessert sich Matts Leben um einiges und fast lernt er, seinen genetischen Vater zu lieben. Dann aber erfährt er von dem wahren, grausigen Zweck seiner Existenz, und mithilfe seines rauen, im Grunde jedoch gutherzigen Bodyguards kann er fliehen. Allerdings scheint es in dieser Welt keine Sicherheit für Matt zu geben -- außer der, die er sich selbst erschafft. Die bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Autorin hat hier einen atemberaubenden Roman vorgelegt, der sich in erster Linie an Jugendliche richtet, aber auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Erwachsene ist. Von der ersten Seite an nimmt die intensiv erzählte Handlung den Leser gefangen und Matts Schicksal lässt bis zum Ende nicht mehr los. Beeindruckend ist die Vielschichtigkeit der Figuren: Matt ist eine unwiderstehliche Identifikationsfigur, aber er ist kein reiner Saubermann-Held. Und selbst der unglaublich böse El Partón besitzt faszinierende, beinahe liebenswerte Seiten, gegen die sich der Leser -- genau wie Matt -- nur mühsam wehren kann. Ein spannender, ernst zu nehmender und atmosphärisch dichter Roman mit einer leider nur allzu aktuellen Thematik. --Birgit Will weniger