Das Wunder von Bern gehört zu den Gründungsmythen der Bundesrepublik. Der sensationelle Sieg einer deutschen Außenseitermannschaft gegen die hoch favorisierten Ungarn, denen man kurz zuvor noch 3:8 unterlegen war, verschaffte den Deutschen nach dem Krieg zum ersten Mal wieder eine Ahnung von Wir-Gefühl und Nationalstolz. Kein Wunder, dass Star-Regisseur Sönke Wortmann, der selbst Fußballstar werden wollte und es immerhin in die 2. Bundesliga schaffte, dieser Stoff … mehrgereizt hat: Aus dem legendären Fußballendspiel machte er einen stimmungsvollen Spielfilm mit einer sehr gefühlvoll erzählten Vater-Sohn-Geschichte im Mittelpunkt -- reizvollerweise gespielt von Peter Lohmeyer und dessen wirklichem Sohn. Aus dem Originaldrehbuch von Sönke Wortmann und Rochus Hahn hat Christof Siemes den Roman zum Film gemacht. Auf 250 Seiten erzählt er die Geschichte von Matthias Lubanski, dem Ruhrpott-Jungen, der im Fußballer Helmuth Rahn einen Ersatzvater gefunden hat. Doch kurz vor dem Finale in Bern kehrt sein leiblicher Vater, den er noch nie gesehen hat, aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurück. Geschickt wird die schwierige Vater-Sohn-Beziehung mit dem großen Sportereignis verknüpf und das Zeitkolorit der 50er-Jahre eingefangen. Aber schließlich ist Christof Siemes Redakteur im Feuilleton der ZEIT und hat aus dem Drehbuch einen Roman gemacht, der überzeugen kann. --Christian Stahl weniger