Genauso entscheidend, ja vielleicht noch entscheidender als die leibliche Präsenz des zumeist schlaksig-unbeholfen agierenden Komikers Karl Valentin (1882-1948) war seine Stimme. "Ich setze voraus, das ich mich selbst begleite", äußerte er einmal in dem Sketch Die Uhr von Löwe. Und genauso, als Instrument zu seinem Körper, wollte er die feinen, minutiös auf Wirkung hin kalkulierten Modulationen seines Sprechens auch verstanden wissen. Besonders deutlich wird dies in … mehrjenen zwischen 1928 und 1946 aufgenommenen Stücken, die in der verdienstvollen Reihe des Hörverlags mit Valentin'schen Werken -- nach Produktionen wie etwa Buchbinder Wanninger oder Semmelknödel -- als Der Firmling und andere Querelen erschienen sind. Das gilt nicht nur für den Titel gebenden Sketch, in dem ein Vater seinen Buben (kongenial gegeben von Valentins Kollegin Liesl Karlstadt) zum "schönsten Tag seines Lebens" ins Restaurant bestellt und nicht nur dem Sohn die Tränen in die Augen, sondern auch den Kellner fast zur Verzweiflung treibt. Dies gilt ebenso für alle anderen der wunderschön absurden, längst zu Klassikern gewordene Szenen dieser CD wie "Die silberne Hochzeit(sfeier)" (1940), "Der Hund und sein Herr" (1938), "Teppichklopfen" (1929), "Ohrfeigen" (1938) oder "Wappenkunde am Stammtisch" (1940), in denen das Komikerpaar, genaue Beobachter ihrer Umgebung, vertraute Alltagsidyllen in teils grausam humoristische Kleinbürgergrotesken umschlagen lassen. Der Firmling ist feinstes Stimmentheater in perfekter Orchestrierung. Unbedingt anhören. --Thomas Köster Original-Aufnahmen; 1 CD; Spieldauer: zirka 75 Minuten. weniger