Zusammenfassung:
Ein Mord geschieht, der Täter verreist in ein Dorf an der
Grenze, seine Entdeckung durch die Polizei steht bevor. Dies
ist der Fall des ehemaligen Torwarts Josef Bloch. - Handke erzählt… mehr
konsequent gegen diesen Stoff. Nicht was Bloch zustößt,
die Fabel, sondern seine innere Entwicklung, der Prozeß
seiner Entfremdung ist Thema der Erzählung. Wer die anerkannte
Ordnung verletzt, sieht die Umwelt anders: Die Wörter treten
dem Subjekt gegenüber als Bilder, als Verhaltensappelle auf.
Die Dinge beherrschen in der Form ihrer sprachlichen Korrelate
den, der sie verwendet. Als Gegensatz zum sicherlich unterhaltsamen,
aber utopischen Anspruch der Fabel, sinnvolles Handeln abzubilden,
setzt Handke die Spannung von Geschehen und seiner Darbietung.
Leseprobe:
Dem Monteur Josef Bloch, der früher ein bekannter Tormann
gewesen war, wurde, als er sich am Vormittag zur Arbeit meldete,
mitgeteilt, daß er entlassen sei. Jedenfalls legte Bloch
die Tatsache, daß bei seinem Erscheinen in der Tür
der Bauhütte, wo sich die Arbeiter gerade aufhielten, nur
der Polier von der Jause aufschaute, als eine solche Mitteilung
aus und verließ das Baugelände. Auf der Straße
hob er den Arm, aber das Auto, das an ihm vorbeifuhr, war wenn
Bloch den Arm auch gar nicht um ein Taxi gehoben hatte - kein
Taxi gewesen. Schließlich hörte er vor sich ein Bremsgeräusch;
Bloch drehte sich um: hinter ihm stand ein Taxi, der Taxifahrer
schimpfte; Bloch drehte sich wieder um, stieg ein und ließ
sich zum Naschmarkt fahren.
Es war ein schöner Oktobertag. Bloch aß an einem Stand
eine heiße Wurst und ging dann zwischen den Ständen
durch zu einem Kino. Alles, was er sah, störte ihn; er versuchte,
möglichst wenig wahrzunehmen. Im Kino drinnen atmete er
auf. Im nachhinein wunderte er sich, daß die Kassiererin
die Geste, mit der er das Geld, ohne etwas zu sagen, auf den drehbaren
Teller gelegt hatte, mit einer anderen Geste wie selbstverständlich
beantwortet hatte. Neben der Leinwand bemerkte er eine elektrische
Uhr mit beleuchtetem Zifferblatt. Mitten im Film hörte er
eine Glocke läuten; er war lange unschüssig, ob sie
in dem Film läutete oder draußen in dem Kirchturm neben
dem Naschmarkt.
Informationen zum Autor:
Peter Handke
wurde 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Sein Werk im Suhrkamp
Verlag ist auf Seite 113 dieses Bandes verzeichnet. »Diese
Erzählung mit dem eingängig parabolischen Titel gehört
zu dem Bestechendsten, was in den letzten zehn Jahren deutsch
geschrieben worden ist.«
Karl Heinz Bohrer weniger