Wolfgang Hohlbein, der laut seinem Verlag "deutsche Fantasy-Autor Nummer eins", schaffte seinen Durchbruch 1983 mit dem Jugendbuch Märchenmond und der Fantasy-Serie Enwor, deren erster Band Der wandernde Wald im gleichen Jahr veröffentlicht wurde. Bis 1989 brachte es Enwor immerhin auf zehn Bände; 1999 folgte schließlich noch Das elfte Buch, unter Mitarbeit von Dieter Winkler. Im Laufe der nächsten Monate wird Blanvalet nun die komplette Serie in neuer Ausstattung auf … mehrden Markt bringen -- Anlass genug, sich einmal im Selbstversuch den Gefahren eines frühen Hohlbeins auszusetzen. Die Geschichte beginnt in der Wüste. Skar und Del, zwei erfahrene Krieger auf der Suche nach der nächsten Schlacht, sind nach einem Überfall vom Weg abgekommen und stehen kurz vor dem Verdursten. Erst halten sie die grüne Wand am Horizont für eine Fata Morgana, doch bald stellen sie erleichtert fest: Es ist tatsächlich ein Wald. Doch nicht irgendein Wald, sondern ein geheimnisvolles Gehölz, in dem ein vergessenes Volk ums Überleben kämpft und nach einem Weg sucht, ins Land seiner Ahnen zurückzukehren. Das Positive zuerst: Hohlbein gibt sich Mühe, seine Figuren vielschichtig zu zeichnen, sie nicht nur auf ihre Funktion als "Krieger" oder "Heilerin" zu reduzieren. Er nimmt sich sehr viel Zeit, ihre inneren Konflikte zu schildern, und die Lösungen, die er ihnen auf ihrem Lebensweg anbietet, sind keineswegs immer einfach. Darüber hinaus weiß er seine Ideen -- wie beispielsweise den wandernden Wald selbst -- geschickt in Szene zu setzen und die Leser mit einigen unerwarteten Wendungen zu überraschen. Aber wenn er doch nur schreiben könnte! Sein "Stil" zeigt geradezu musterhaft, wie man eine Geschichte zu Tode erzählt. Jedes Detail, jede Gemütsregung wird ausgewalzt und mit Adjektiven überhäuft! Grammatik ist Nebensache und sein Wortschatz anscheinend so eingeschränkt, dass er einzelne Wörter und ganze Formulierungen unablässig wiederholt. Das alles geht bis an die Schmerzgrenze -- und doch bleibt nach der letzten Seite eine Frage zurück, die zumindest eine Erklärung für seinen anhaltenden Erfolg bieten könnte: Wie geht es weiter? Schließlich ist Band zwei auch schon erschienen. --Felix Darwin weniger