Alles begann mit dem Mord an Mr. Darsley. Oder vielleicht auch nicht. Wenn ich es mir recht überlege, begann es eigentlich ein paar Wochen zuvor. An dem Nachmittag, als wir durch die Sümpfe des Bayou paddelten, um ein paar Fische zu fangen. Was wir stattdessen fingen, war eine verbeulte Blechdose, in der drei Dollar lagen. Drei Dollar! Dafür würden wir uns etwas im Katalog bestellen. Noch ahnten wir nicht, dass wir mit dieser Bestellung das größte Abenteuer unseres … mehrLebens auslösen würden ...
Vier Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegen alle Konventionen miteinander befreundet. Sie haben eine geheime Hütte, einen Treffpunkt in den Sümpfen des Bayou. Gleich zu Beginn des Buches finden sie dort beim Angeln drei Dollar in einer Dose - zur damaligen Zeit viel Geld. Sie beschließen, aus einem der ersten Versandkataloge, dem von Walker and Dawn, einen Revolver mit passender Munition zu bestellen. Als das Paket ankommt, enthält es aber fälschlicherweise nur eine alte, kaputte Uhr. Die Kinder können sich an niemanden wenden, haben sie doch alles heimlich bestellt. Doch dann kommt ein Gesandter von Walker und Dawn, der den Kindern viel Geld für die Uhr bietet. Letzteres will er ihnen heimlich nachts übergeben. Die Kinder merken rasch, dass sie betrogen werden und fliehen in die Sümpfe. Der Handelsvertreter, der sie verfolgt, kommt dort im Treibsand zu Tode. In seinem Koffer aber finden die Kinder nicht nur etwas Geld, sondern auch ein Schreiben, das eine hohe Belohnung für die Uhr verspricht. Die wollen sie sich nicht entgehen lassen und beschließen auf eigene Faust die Uhr zum Firmensitz nach Chicago zu bringen. Eine abenteuerliche Reise beginnt, die die Kinder mit dem Kanu, dem Raddampfer und dem Zug bestreiten und dabei allerhand gefährliche Situationen meistern. Am Ende haben sie viele Niedergründe der menschlichen Seele kennengelernt, können aber dank einer engagierten Journalistin einen glücklichen Ausgang für sich verbuchen. Ein letztes Kapitel, Jahrzehnte später, als der erste von ihnen aus dem Leben scheidet, umreißt kurz die Folgen des spontanen Reichtums und den weiteren Lebensverlauf der Vier. Wie aus der Zeit gefallen – und eigentlich doch sehr aktuell: Davide Morosinotto hat - ähnlich wie Wegelius mit „Sally Jones“ - nun auch mit der Mississippi-Bande alte Abenteuer (übersetzt von Cornelia Panzacchi) in unsere Zeit geholt. Obwohl sich die Ereignisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Amerika – und damit in einer fremden Zeit und einer fremden Welt - zutragen, fesseln sie junge Leser von heute. Die Abenteuer, die die vier Kinder am Übergang zur Pubertät erleben, sind einfach spannend! Die historische Kulisse, der durchscheinende Rassenkonflikt und die ungewohnte Landschaft lassen Leser in eine andere Welt entfliehen. Jungen wie Mädchen finden gleichermaßen eine Identifikationsfigur: Zur Mississippi-Bande gehören ganz unterschiedliche Charaktere: der Draufgänger Tes-Trois, ein Junge mit vielen Geschwistern, dessen Mutter die Familie alleine versorgen muss. Eddie, dessen Vater Arzt ist, hat es objektiv leichter. Er ist der Vernünftige, der einen gut situierten, bildungsbürgerlichen Hintergrund hat, sich aber selber als Schamane der Sümpfe versteht und wohl auch eine tiefere Verbindung zur Natur hat. Die Dritte im Bunde ist Julie, ein hübsches Mädchen, deren Mutter wohl einen Teil des Lebensunterhaltes mit Prostitution verdient. Julie selbst hat dadurch den naiven Blick eines Kindes verloren. Wie Te Trois und Eddie so erzählt auch sie einen Teil des Buches aus ihrer Sicht. Damit finden eigentlich alle Leser eine Identifikationsfigur. Nur Tit, der vierte der Mississippi-Bande, ein autistischer, dunkelhäutiger Junge, kommt erst am Ende des Buches zu Wort. Er ist der kleine Bruder Julies, um den sie sich rührend kümmert. Der wegen seiner Hautfarbe und seiner Krankheit oft ausgegrenzte, verletzliche Junge ist Julies Halt, ihre Familie. weniger