"Koreanisch bis in die Tiefe meiner Seele hinein." So bezeichnet sich Sangmi Kim, die im Seoul der 1930er-Jahre aufwächst. Lebenserinnerungen, die geprägt sind von Hass, tiefstem Leid und unerträglichem Schmerz. Erst im hohen Alter erzählt Sangmi ihr Leben der Autorin. Eine Begegnung, ein Zufall. In Frankreich wurde das Buch ein Riesenerfolg. Es gibt viele solcher Bücher, und sie alle erzählen nicht selten von Vertreibung, Verfolgung, von Verbrechen und … mehrVergewaltigungen, von Kriegen und denen, die die Macht ausnutzen. Aber immer sind es auch hochgradig individuelle Bücher, kompromisslos persönliche Sichtweisen und intimste Einblicke in oft jahrelang Verborgenes. Menschen, die gelitten haben, deren Seele und Körper noch Jahrzehnte später Narben tragen. Diese ganz besondere Individualität zeichnet auch dieses Buch aus, macht es so unverwechselbar und einzigartig, in jeder Beziehung. "Hinter jeder Geste des Großvaters gärte der Widerstand." Klar, dass ein Kind mit so einem Großvater nicht zum angepassten Mitläufer wird. Es ist die Zeit der japanischen Besatzung. "Wir, die Untertanen des japanischen Kaiserreichs." Wie ein Werbeslogan soll es sich einschleifen, soll Reste alter Individualität vernichten. Sangmi, einst so behütet aufgewachsen, ist mit 14 zu "Liebesdiensten" in der japanischen Besatzermacht verpflichtet. Was für ein harmloses Wort für grauenhafteste Misshandlungen. Die Art der Erzählung aus jenen Tagen, sie ist derart dicht, intensiv und nahe gehend, dass man stellenweise das Buch aus der Hand legen möchte, einfach zu viel des Leids. "Mein Körper gehörte mir nicht mehr. Er war ein Werkzeug. Ich hatte begriffen. Wir hatten nichts." Das ist die eine Seite des Buches, darüber hinaus ist ein sehr persönliches und damit fesselndes Geschichtsbuch entstanden. Und: Man lernt auch sonst eine ganze Menge über Korea. --Barbara Wegmann weniger