Motive aus der Mythologie des amerikanischen Nordens sind in der anglo-amerikanischen Fantasy sehr beliebt. Die skandinavische Fantasy-Literatur selbst blieb dem deutschsprachigen Leser allerdings bislang verschlossen. Entsprechend groß war die Spannung, als Blanvalet die Serie eines norwegischen Autors ankündigte. Die Tränen des Drachen beginnt in Krugant, einer kleinen Stadt am Ufer einer eisigen Bucht, die Sommers von handeltreibenden Südländern besucht wird, … mehrWinters allerdings fast verlassen daliegt. Wir lernen Karain kennen, den Sohn des Böttchers, der ein sorgen- und ereignisloses Leben führt, bis Gerüchte von Dämonen die Einwohner von Krugant dazu veranlassen, ihre Nachbarn etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Dabei fällt ihnen auf, dass Karain an jeder Hand nur drei Finger hat sowie ungewöhnlich viele Haare im Gesicht. Sein Vater versteckt ihn eiligst, muss ihn jedoch bald alleine aus der Stadt schicken, um ihm das Leben zu retten. Dort stößt Karain auf eine Gruppe kleinwüchsiger Waldgeister, die sich allerdings als äußerst wehrhaft erweisen: Ein blutrünstiger Troll wird ohne viel Aufhebens in die Flucht geschlagen! Diese Waldgeister sind auf der verzweifelten Suche nach einer Wurzel, um ihren Anführer zu heilen. Denn nur er ist in der Lage, im kommenden März den Frühling herbeizurufen, und sollte ihm das nicht möglich sein, wird ewiger Winter herrschen. Auch wenn Die Tränen des Drachen als erster Band der Nordland-Saga bezeichnet wird, findet die Handlung dieses Romans ein ausgesprochen befriedigendes Ende, das dabei den Erwartungen des Lesers zuwider läuft. Andreas Bull-Hansen erzählt mit großer Meisterschaft und führt uns immer wieder unvermittelt vor Augen, wie ähnlich unser eigenes Schicksal doch jenem der Menschen und Fabelwesen seiner Geschichte ist. Am Ende fällt es geradezu schwer, den unaufdringlichen Helden keine heißen Träne hinterherzuweinen! Bull-Hansen ist im heimischen Norwegen einer der beliebtesten Gegenwartsautoren. Zu Recht, wie dieses Buch zeigt. --Hannes Riffel weniger