Glamorama ist ein satirisches Massenmord-Opus, das noch kühner ist als Bret Easton Ellis' American Psycho von 1990. Es beginnt als eine ironische Persiflage auf den Unternehmer Victor Ward, Schauspieler-Dressman und Inbegriff des Zeitgeists, der sich bestenfalls für eine Fortsetzung von Flatliners eignen würde. Ellis trifft den Schickimicki-Jargon genau und gibt dem Nachtleben das Aufregende, das Tempo und den Glanz, die ihm in der tristen Realität fehlen. … mehrPromi-Namen und Modeausdrücke zitieren kann jeder, aber Ellis' Erzählstil verleiht der Sprache der Bussi-Clique, die dem Ruhm hinterhereilt, literarischen Glanz. Er besitzt einen betont kühlen Humor: Als Victors Freundin versucht, ihm die von ihm beschlossene Trennung auszureden, schnupft sie wütend sechs Häufchen Koks, hält kurz inne und murmelt "falsches Fläschchen", schnupft vier korrigierende Dosen von was auch immer sie in ihrer anderen geballten Faust hält und nimmt dann Anstoß an einer Rivalin auf der Party, die das gleiche Kleid trägt wie sie. Man muß dabeigewesen sein, und Ellis vermittelt einem das Gefühl, daß man es war. Aber eine solche Satire ist wie eine sehr intelligente Bombe, die auf ein besonders breites Scheunentor zusteuert. Ellis' an Tom Wolfe erinnernder Sachverstand hat jedoch mehr verdient als sich nur mit der Statusangst von Models zu befassen, und Glamorama legt erst richtig los, als Victor für eine mysteriöse Gruppe von Dressman-Terroristen rekrutiert wird, die 747-Jumbos und das Ritz in Paris in die Luft sprengen und dabei Kevlar-gefütterte Armani-Anzüge tragen. Sie benehmen sich immer noch wie seichte Snobs; sprechen "cool" aus, als hätte es zwölf "o". Aber jetzt, wenn einer von ihnen ein Glas Cristal kippt, kann es sehr wohl sein, daß es vergiftet ist -- mit einer entsetzlichen Wirkung, die Ellis fachmännisch und emotionslos beschreibt. Sein Enfant-terrible-Debüt Unter Null (engl. Originaltitel Less Than Zero ) versuchte, Joan Didion nachzuahmen. Nun hat sich Ellis zu einer kleineren Ausgabe eines Don DeLillo gemausert -- und das ist ein großes Lob. --Tim Appelo weniger