Ein Mann, der alles hat: gutes Aussehen, Erfolg als Anwalt in einer prominenten Kanzlei, bald auch Geld, eine liebende und geliebte Frau, die zum zweiten Mal schwanger ist, ein reizendes, wohl erzogenes Kind. Bis -- ja, bis wann eigentlich? Spätestens bis er einem reichen, kriminellen und in der Kombination mit seinen anwaltlichen Kompagnons gefährlichen Klienten auf die Füße tritt. Danach überschlagen sich die Ereignisse: Er wird gefeuert, seine Frau und seine Tochter … mehrwerden ermordet, sein Haus brennt ab, er wird überfallen. Weder weiß er, wo oben oder unten, noch wer Freund oder Feind ist, und vor allem versteht er nicht, warum das alles geschah. Ein Grisham mit christlichem Beiwerk? Eine auf dem deutschen Krimimarkt bisher nicht vertretene Spielart des Genres, wohl aber in den USA. Das jedem Gläubigen bekannte Hadern mit Gott, den Vorwurf von Grausamkeit und Ungerechtigkeit an diesen, die Suche nach Antworten in der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, darum geht es. Den verlorenen Halt wiederzuerlangen, wieder Sinn, Verstand und Glauben in sein Leben zu bekommen. Davon handelt dieses Buch, eingebettet in einen Justizthriller. Die Hauptfigur, Charlie Harrigan, übernimmt schließlich die Anklage in einem Todesfall gegen besagten Klienten und seine ehemalige Kanzlei, womit die Verschwörung gegen ihn und sein -- persönlicher wie gerichtlicher -- Kampf erst richtig in Schwung kommen. Nein, Chitwood ist kein Grisham; was kein Nachteil sein muss. Der religiöse Touch hält sich im Rahmen, aufdringlich ist er nicht. Die Figuren sind allerdings etwas holzschnittartig geraten, zu stereotyp; ein begnadeter Stilist ist Chitwood nicht, dafür klar und schnörkellos. Gut und Böse sind klar getrennt, der Verlauf absehbar. Die spannendsten Szenen spielen im Gerichtssaal, und hier entfaltet Chitwood eine enorme sprachliche wie inhaltliche Dynamik. Das gilt auch für die Spuren- und Zeugensuche. Ein denkbar knapper Sieg des Guten, mal ein Krimi der anderen Art. Ausprobieren lohnt sich für alle juristisch und christlich Interessierten. --Osseline Kind weniger