Die Frage, wie aus Robert Zimmerman Bob Dylan wurde, scheint ihn zu langweilen. Nein, Dylan Thomas war kein Vorbild. Mein eigentlicher Name war Kunezevitch. Äh, der Vor- oder der Nachname? (Blöde Frage). Der Vorname natürlich, meinen Nachnamen mag ich Ihnen nun wirklich nicht verraten. Wie man sieht, ein Zuckerlecken waren die frühen Pressekonferenzen und Interviews mit dem Meister nun wirklich nicht. Es hagelte rotzige Schlagfertigkeiten und irreführend schräge … mehrMetaphern auf stupide Journalistenfragen nach den "Botschaften seiner Protestsongs", etc. ("Meine eigentliche Botschaft? Behalte einen klaren Kopf und nimm immer eine Glühbirne mit"). Dabei bildeten solche beinahe schon konfuzianisch anmutenden Statements eher die Ausnahme; in seiner 40-jährigen Plattenkarriere hat Bob Dylan überraschend wenig Interviews gegeben. In den 80er-Jahren allerdings befiel ihn eine regelrechte Mitteilungswut. Schärfe und beißende Ironie schienen einer Altersmilde gewichen zu sein. "Ich werde es nicht schaffen, eine bessere Platte als Highway 61 zu machen. Da sind eine Menge Sachen drauf, die selbst ich mir anhören würde." Auch gibt er zu, manche seiner Songs seit 20 Jahren vervollkommnen zu wollen. Einige Bühnensongs können ein Lied davon singen. Bob Dylan. In eigenen Worten, eine wunderschöne Aphorismensammlung, die streiflichtartig sämtliche Aspekte seiner Karriere beleuchtet. Besonders aufschlussreich, die Kommentare zu seinen Filmen und -- eine Rarität -- Dylan nimmt detailliert Stellung zu den eigenen Werken. Begleitet wird das Ganze von einer Serie zum Teil unveröffentlichter Fotos. Bob Dylan habe einem in jeder Lebensphase etwas zu sagen, verneigt sich Bono von U2 in seinem einfühlsamen Vorwort. Die letzten sorgenvollen Worte dieses Sehers gelten denn auch der Jugend, konsumgeil und orientierungslos: "Früher oder später werden sie gegen all das rebellieren." Dann aber, vorsichtiger: "Sie brauchen nicht mir zu folgen, sie haben ihre eigenen Leute, denen sie folgen können", (Los Angeles, 1985). Hoffentlich, Mr. Dylan! --Ravi Unger weniger