In Bollywood, den weltberühmten Filmstudios im indischen Filmmekka Bombay (dem heutigen Mumbai) ist der Filmstar Dhartiraj auf mysteriöse Weise von einem herabfallenden Scheinwerfer erschlagen worden. Jetzt liegt es allein an Inspector Ghote, der vom CID Bombay als subalterner Ermittler zu dem heiklen Fall herangezogen wurde, die Hintergründe Stück für Stück aufzudecken. Der kleine Polizist bewegt sich sehr unsicher auf dem glatten Parkett dieser ihm sehr fremden … mehrFilmwelt. Nur nach genauso schwierigen wie hartnäckigen Verhören stößt Ghote auf mögliche Motive für die Tat. Bald schon schwant dem etwas schüchternen Ermittler, dass er in eine verrückte Welt voller Eitelkeiten, Intrigen und dunklen Machenschaften geraten ist ... Es ist lobenswert, dass sich der Unionsverlag nach mehr als zwanzig Jahren daran macht, mit H.R.F. Keating einen Klassiker der modernen Kriminalliteratur neu herauszubringen, zumal die Erstausgabe bei Rowohlt (Inspector Ghote geht zum Film) sehr lieblos editiert war und lange Zeit in den Regalen oder 50-Cent-Kisten der Antiquariate ein tristes Dasein fristete. Doch die liebevolle Edition und die gründliche Überarbeitung können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich über dem nun unter neuem Titel herausgebrachten Kriminalroman nicht nur Antiquariatsstaub, sondern auch der Staub der Zeit gelegt hat. Keatings Roman orientiert sich an der klassischen britischen Kriminalliteratur, wie sie 1976, im Entstehungsjahr des Buches, mit Exponenten wie Agatha Christie noch vorherrschend war. Das merkt auch der Autor in seinem aktuellen Vorwort von 2004 selbstkritisch an. In seiner recht eindimensionalen Geschichte ist es im Grunde nur der ungeschickte und etwas eitle Inspector Ghote, der ohne jeden Assistenten wie ein zerfledderter Westentaschen-Columbo durch die Filmkulissen streift. Doch vor allem hätte man sich hier mehr Atmosphäre gewünscht. Der brodelnde Mikrokosmos Bollywoods und die exotische Welt Indiens, die damals noch deutlich von der britischen Kolonialherrschaft und der Kastengesellschaft geprägt war, scheinen wenig durch. Der Autor kann mit diesem zweiten Ghote-Roman leider nicht an den ersten Band a href="/exec/obidos/ASIN/3293202993/${0}">Inspector Ghote zerbricht ein Ei anknüpfen. Die Leser bekommen es hier vielmehr mit einem relativ simpel gestrickten Whodunnit zu tun, der letztlich nur für Fans oder eingefleischte Serienleser von Interesse sein dürfte. Alle Neuentdecker des renommierten britischen Autors Keating können also - im Guten wie im Bösen - nur darauf warten, wie es mit dieser Serie weitergeht ... --Robert Schmidt weniger