Mancher erinnert sich noch: Fernsehen 1961 in Deutschland, das waren nicht gerade Abende, bei denen das Herz zu hüpfen begann. Tagesschau, ein Tierfilm (hatte man Glück, gab es einen Durbridge-Krimi), Tagesschau again -- und Gute Nacht. Einzige Unterhaltungslichtblicke waren Kulenkampff, Frankenfeld und natürlich er und seine Jungs: die Sendung Lieben Sie Show? mit dem Hazy Osterwald Sextett fegte regelmäßig die Straßen leer. Geschichten von Bands sind seit jeher Lach- … mehrund Saufgeschichten von großen Jungs auf Klassenfahrt. Das war auch bei dem 1922 in Bern geborenen Rolf Erich Osterwalder nicht anders, der hier auf sein turbulentes Musikerleben noch einmal zurückblickt. Bis sechzehn hatte der Sprössling eines bekannten Schweizer Fußballers selbst nur das runde Leder im Kopf, dann allerdings schnackelte es, anlässlich einer Aufführung des Schulorchesters seines Gymnasiums. Die Trompete hatte es ihm angetan und bereits 1940 schrieb Hazy Osterwald, wie er sich von nun an nannte, Arrangements für diverse Orchester. Das Zusammenfinden der Mitglieder aus allen Teilen Europas, bis schließlich das legendäre Originalsextett stand, liest sich wie ein Nachkriegskrimi. Absoluter Publikumsliebling war damals seltsamerweise nicht Hazy, der oft ein wenig steif wirkte, sondern sein knubbeliger, Hornbrille tragender Drummer John Ward. Ab 1954 bis weit in die Sechziger hinein war das Sextett Dauergast in Film und Fernsehen. Gassenhauer wie Kriminaltango oder Konjunktur pfiff damals jeder Spatz vom Dach. Interessantes Detail: Das Drehbuch zur ersten Fernsehshow Hazys stammte doch tatsächlich von unserem Großschriftsteller Martin Walser. Ende der 60er Jahre wurde die Luft dünn für Showorchester. Die neue Musik aus England ließ sie plötzlich alt aussehen. Hazy spart auch die Serie persönlicher Niederlagen in der Folgezeit nicht aus. Aber ein solcher Mann stirbt in den Stiefeln. 1997 feierte Hazy seinen 75. Geburtstag. Und wo hat man da zu stehen? Auf der Bühne! --Ravi Unger weniger