Einmal Colchester. Einfach, bitte! Als Giles Smith seinen 27. Geburtstag in den Armen der Mutter feierte, dämmerte ihm, dass der Plan, ein neuer Sting zu werden, endgültig gescheitert war. Sein Lebensfaden, die Cleaners From Venus, waren nach ernüchternder Promotour durch Deutschland, von der Plattenfirma friedlich eingeschläfert worden; Giles' Traum von fabelhaften Arbeitszeiten bei Top-Bezahlung, Welthits im Minutentakt, aufgereihten Grammys in Landhausstudios, in … mehrdenen sich die Groupies räkelten, schien 1989 ausgeträumt. Der klugen Einsicht, mehr Fan als Musiker gewesen zu sein (solche Menschen geben oft die passabelsten Musikjournalisten ab), verdanken wir diesen wehmütig-komischen musikalischen Erweckungsbericht eines Musikbesessenen, den schon früh ein erster Hauch von der mythischen Qualität des Pop anwehte, als er herausfand, dass Marc Bolans Leben an einem Baum vor Colchester geendet hatte. T-Rex hieß von nun an die Religion. Die 25-jährige Zeitreise -- ganz in der Tradition eines Nick Hornby -- mutet in vielem vertraut an und führt zurück in ein noch weit gehend intaktes Schallplattenparadies, aus dem nur die Freundin den peniblen Plattenarchivar vertreiben konnte, indem sie seine heiß geliebten Sammlerstücke in der völlig falschen Hülle auf Nimmerwiedersehen verschwinden ließ. Zeiten, in denen man die ersten vier Platten von 10cc besaß, die großartig waren -- und für die nächsten acht geächtet wurde, die man aus purem Sammelwahn gekauft hatte, obwohl die immer schlechter wurden. Von Kumpels entdeckte, peinliche Vinyl-Ausrutscher ("... leck mich, die Wombles!"), wurden nur noch getoppt durch den Besitz des Dschungelbuch-Soundtracks in einer Billigversion, oder die zweisaitige Ukulele, die in Giles' erster Band mangels Leadgitarre süß erklang. Am Ende dieser glühenden Mixtur aus unverschämten Plattenkritiken und der zerbröselnden Karriereleiter der Cleaners, wird der gestandene Musikjournalist von Melancholie ergriffen: Der klassische Dreiminuten-Popsong, der so viele Leben radikal umkrempelte -- gibt es ihn heute noch? Oder bist du einfach vernünftig geworden, wie die Eltern dir prophezeiten? --Ravi Unger weniger