"Kann es sein, daß wir eines Tages die Tür öffnen, weil es geklopft hat, ein paar amtliche Gesichter vor uns sehen und erklären müssen, warum wir nicht mehr leben wollen? Verlangt man denn umgekehrt, eine Erklärung von uns, solange wir leben, warum wir uns noch immer nicht umgebracht haben?" Genau dies erlebt der junge Krankenpfleger Ulrich Hörmann. Einer seiner Patienten, Carl Mall, ist am vorigen Tag gestorben. Mall, siebenundachtzig Jahre alt und Bergwerksingenieur … mehrhat bis zuletzt von seiner Vergangenheit im Stollen phantasiert. Immer wieder hat er Hörmann von Sargans und dem Berg Gonzen vorgeschwärmt. Hörmann fasziniert Mall und sein Leben in der Erinnerung. Nach Malls Tod reist er nach Sargans und quartiert sich dort im Gasthof ein. Das Innere des Berges reizt ihn nicht so sehr. Er möchte ihn besteigen. In unzähligen Spaziergängen erkundet er die Umgebung des Berges. Erst durch das weit überzogene Konto und die Vermißtenanzeige des Krankenhauses findet ihn seine Freundin wieder. Sie ist entsetzt, als sie ihn sieht. Seit Tagen hat er sich nicht mehr gewaschen, nur noch wenig gegessen. Zwei Tage später läßt sie ihn in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie einweisen. Der Schweizer Urs Richle hat in seinen Romanen ein Faible für skurrile Typen. In Mall oder Das Verschwinden der Berge führt er den Leser in das eigene "innere Bergwerk", das jeder bewältigen muß und das ihn bis zum letzten Atemzug am Leben hält. --Manuela Haselberger weniger