Rosenkrieg in Israel: Zeruya Shalev führt in Mann und Frau atemlos das Sterben einer Ehe vor. Vielleicht ist es ja nur ein einziger Moment, an dem das Leben sich entscheidet, von nun an auf der Stelle zu treten und stillzustehen. An dem es beginnt, sich gegen alle Veränderungen abzuschließen und allmählich bis zum Ende zu verhärten. In solch einem Moment findet Na'ama ihren Mann Udi morgens regungslos im Bett. Erst sind es die Beine, die er nicht mehr spürt, später … mehrden Oberkörper bis er schließlich nichts mehr bewegen kann. Noga, die eifersüchtige, um Liebe buhlende Tochter steht daneben und macht ein Gesicht, als hätte sie das schon immer gewusst. Gern würde sie mit ihrem Vater allein sein und seine Liebe für sich haben. Was also tut man in so einem Moment als kluge Ehefrau? Man nimmt sich zurück, sorgt zuerst für das Wohl aller anderen und denkt ganz zuletzt an seine eigenen Wünsche. Oder aber man steht auf und schreit und sagt endlich einmal, dass man so nicht mehr leben kann, und dass die anderen doch auch einmal an einen denken sollen und dass man, auch wenn man Ehefrau und Mutter ist, doch auch ein Recht auf sein Leben hat. Als Leser denkt man sich, dass hier alle Messen gesungen sind und dass auch diese Ehe den Weg alles Irdischen und damit ihrem guten Ende entgegen gehen wird. Alles ist, wo allein die Verletzungen übrig geblieben sind, nur noch eine Frage der Zeit und eigentlich gut bekannt. Zeruya Shalev, die israelische Autorin, die seit ihrem Überraschungserfolg Liebesleben in aller Munde ist, legt ihren zweiten Roman in Deutsch vor, und es ist ein Buch für Frauen. Es ist der nicht enden wollende Klagegesang einer Frau, die glaubt, den Mann geheiratet zu haben, den sie liebt und die zusehen muss, wie der Schwur der lebenslangen Gemeinschaft sich selbst überlebt. Mann und Frau ist ein atemloses und trauriges Buch, ganz wunderbar übersetzt von Mirjam Pressler. --Jana Hensel weniger