Auf dem aktuellen Cover der mittlerweile zehnten Auflage des Marco Polo-Bandes Wien prangt nicht nur das Logo einer im Buch des Öfteren erwähnten Mietwagenfirma, sondern auch der Schriftzug "neu". Nun kann man annehmen, dass sich dieser Hinweis wohl kaum auf das ebenfalls dargestellte Prater-Riesenrad bezieht. Immerhin dreht das seit über 100 Jahren seine Runden. Ergo hat der Hinweis mit dem neuartigen Gewand der Marco-Polo-Reiseführer zu tun. Und in der Tat: In der … mehrüberarbeiteten Version sind jede Menge Änderungen zu entdecken. Zu nennen sind lang erwartete dezentere Farben, die bessere Verlinkung von Texthinweisen und der über 20-seitige Kartenteil oder neue Rubriken wie "Richtig fit!" oder "Angesagt!". Letzteres soll als positives Pendant das populäre Kapitel "Bloß nicht" ergänzen, indem trendige "Events, Meetings und Aktionen" vorgestellt werden. Spätestens bei der Lektüre dieser Seite dämmert dem Leser, dass mit dem oben erwähnten Duktus ja vielleicht auch die österreichische Hauptstadt an sich gemeint sein könnte. Schließlich ist vom After-work-Clubbing die Rede, vom Friday-Night-Skaten, vom jüngst eröffneten MuseumsQuartier, das schon jetzt eines der größten Kunstviertel der Welt darstellt, und von allerlei anderen Beispielen einer sich wandelnden und quicklebendigen Metropole. Der aufgeschlossene Autor Walter M. Weiss hat ein glückliches Händchen und setzt die Marco-Polo-Innovationen gut um. Seine persönlichen Favoriten -- und davon gibt es einige -- versieht er ganz nach Marco-Polo-Manier mit dem Hinweis "Insider-Tipp". Die meisten "Highlights" sind natürlich nach wie vor älteren Baujahres, wie etwa der Stephansdom, das Belvedere oder Schloss Schönbrunn. Bei letzterem Beispiel lässt sich im Übrigen schön ablesen, wie viel Wert auf handfeste Service-Informationen gelegt wird. Auf einer Länge von 31 Zeilen finden sich exakte Ausführungen über die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die diversen Zu- und Eingänge -- und vor allem die unterschiedlichen Öffnungszeiten. Die Einstufung in "Highlights" und "Insider-Tipps" ist hingegen nicht immer nachvollziehbar, etwa wenn die Hotelpension Arensberg als Highlight ausgewiesen wird und die direkt darauf folgende Familienpension Nossek als Insider-Tipp. Genau genommen ist das aber auch nicht wichtig. --Christian Haas weniger