Es ist ein merkwürdiges Gefühl, nach vier Jahren den letzten Band der Otherland-Serie in Händen zu halten. Bei einer Geschichte von dieser Länge -- eigentlich ein einziger großer Roman, der aus rein praktischen Gründen in vier Bücher aufgeteilt wurde -- werden die Protagonisten zu Vertrauten, das Ende jedes Kapitels zu einem Erwachen aus einem Traum, der sich nur wenig von der Wirklichkeit unterscheidet. Und so ist die Angst groß, dass das Ende des Traumes eine … mehrEnttäuschung werden und der Autor den Anforderungen dieser riesenhaften Erzählung schlussendlich nicht gewachsen sein könnte. Doch diese Furcht erweist sich als unbegründet. So schnell gehen einem Tad Williams nicht die Ideen aus: Martin Desroubins und Paul Jonas verschlägt es wieder in die virtuellen Abgründe von Otherland, das unter dem Einfluss von John Dread allerdings einigen Schaden genommen hat. Renie Sulaweyo, !Xabbu und Felix Jongleur müssen sich in einer verzerrten Märchenwelt zurechtfinden, die nicht mit Otherland in Verbindung steht. In der wirklichen Welt wird John Dread von einer ausgesprochen beharrlichen Polizeibeamtin verfolgt. Und über allem schwebt der drohende Zusammenbruch des Otherland-Systems, der den Tod all jener zur Folge haben würde, die sich darin aufhalten. Die große Meisterschaft der Otherland-Saga besteht darin, dass es Tad Williams bei aller Komplexität gelingt, sämtliche Handlungsfäden sicher in der Hand zu behalten und zu einem runden Abschluss zu führen. In Band 2 und 3 mochten gelegentlich Zweifel aufkommen, ob diese überschäumende Ideenflut noch einzudämmen sei. Am Ende von Band 4 bleibt vor allem das bewundernde Gefühl zurück, wie nahtlos sämtliche Puzzleteilchen zusammenpassen. "Wenn Sie mich fragen, ist das das langweiligste, überflüssigste Buch in der Geschichte dieses Teils der Galaxis", stöhnte Tad Williams nach sechsmaliger Überarbeitung des letzten Bandes von Otherland. Seine Leser werden ihm widersprechen. Lauthals. --Felix Darwin weniger