Einmal in Felicitas Hoppes Roman Paradiese, Übersee unterbrechen der Ritter und der Pauschalist ihre fantastischen Fahrten, um sich ganz dem Kartenspiel hinzugeben. Dieses Spiel ist ein Spiegel der Geschichte selbst: "Sinnlose Reihen und Folgen von Farben, Bildern und Zahlen, die einen Gewinn versprechen, der aus nichts besteht als aus Illusion, aus leblosen Königen, Damen und Buben". Dann reisen die Helden weiter, durch die Zeiten und die Kontinente, aber ohne Ziel und … mehrHoffnung auf ein gutes oder schlechtes Ende. Es ist eine Reise "ohne Plan, ohne Auftrag": eine Geschichte, die man nirgends greifen kann, sondern die tief hineinführt ins Herz der reinen Literatur. Der Pauschalist, heißt es in Hoppes Paradiese, Übersee, war "verliebt in Vergleiche und in das Motiv des Verrats", und verwandelte alles, "was ihm zu nahe trat oder auf eine bestimmte Weise lästig wurde, zum Motiv oder Bild, gelegentlich auch zur Metapher oder zu einem Symbol". Hoppe jedoch macht den Fehler ihres Protagonisten nicht. Stattdessen hat sie ein fast schwereloses, fantasievolles Kabinettstück vorgelegt, das Gewinn nicht nur verspricht, das nirgendwo im Sinn romantischer Dichtung symbolschwanger auf etwas anderes verweist, sondern -- wenn auch mit romantischen Motiven -- nichts sein will als unterhaltsame, intelligente, spielerische, kurzweilige Literatur. Nach Picknick der Friseuse und Pigafetta ist der Berliner Autorin mit ihrem Reise-, Künstler-, Ritter- und Vexierroman wieder ein kleines Meisterwerk gelungen. Sehr zu empfehlen. --Stefan Kellerer weniger