Schauplatz: eine ländliche Gegend auf Sardinien. Michele, einer von drei Söhnen einer alteingesessenen Familie, wird ermordet auf einer Baustelle gefunden. Commissario Sanuti, eine Leihgabe vom Festland, ermittelt und stößt auf ganz eigene Gesetzmäßigkeiten der sardischen Seele. "An der Sache ist etwas faul", aber was? Ist dieser "Mord ohne Hand und Fuß", diese "regelrechte Inszenierung" eine "interne Abrechnung"? Eine Familienfehde, die nicht zur Ruhe kommen kann? Es … mehrist ein ganz eigenwilliger Kriminalroman, in dem auf Sardinien geborene Autor weder seine Heimat noch seine tiefe Verbundenheit leugnen kann. Eigenwillig, weil er formal so auffällig aus der Reihe tanzt: überaus kurze Kapitel, ständiger Szenenwechsel, fast wie ein Drehbuch, unterschiedliche Erzählperspektiven, Gegenwart und Vergangenheit, Rückblenden, um Heutiges mit Damaligem zu erklären. Das alles macht den Roman zu einem spannenden Handlungspuzzle; zunächst nicht immer ganz einfach, in den kleinen Häppchen bleibt dennoch alles überschaubar und fügt sich letztlich logisch zusammen. Ein Commissario, der, anders als seine nordischen Berufskollegen, fast südländisch gesprächig und aufgeschlossen ist, nicht als einsamer Tiger eigenbrödlerisch ermittelt. "Ich muß einfach über Dinge reden, viel reden, das Gehirn freilaufen lassen." Dennoch ist ihm anfangs die sardische Seele fremd, sie zu verstehen, dazu bedarf es Geschichten wie "aus feinstem Blätterteig", eine Aufgabe, die dem heimischen Staatsanwalt zufällt. So ist der Fall auch schwerlich allein aufgrund sachlicher Ermittlungen lösbar. Viel Lokalkolorit, Atmosphärisches und vor allem das Verständnis für soziale und gesellschaftliche Zusammenhänge in diesem abgelegenen Landstrich und seine ungeschriebenen Gesetze geben dem Fall die besondere Note. "Orte haben eine Seele, und der Atem dieses Ortes geht schwer. Und seine Seele ist ein gesprungener Kristall." --Barbara Wegmann weniger