Lhasa, die Stadt des Dalai Lama, übt auf viele Menschen seit jeher einen unwiderstehlichen Reiz aus. Für tibetische Pilger ist Lhasa die "heilige Stadt", ihre Bedeutung so wie Rom und Mekka für Christen und Moslems. In früheren Zeiten hatte hier der Dalai Lama seinen Sitz -- der Potala, sein ehemaliger Palast und Wahrzeichen der Stadt steht auch heute noch. Angela Kahl träumt schon seit langer Zeit von einem Besuch des faszinierenden Landes Tibet, gelegen am "Dach der … mehrWelt", dem Himalaja. Nach Beendigung eines Studiums der Japanologie und Sinologie lebt die Autorin ein Jahr in Taiwan, um dort "aus erster Hand" Chinesisch zu lernen. Hier entsteht der Plan, nach Lhasa, in Tibets wilden Osten zu fahren, auf Lastwagen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Dieser Plan wird mit einem holländischen Reisegefährten schließlich 1987 in die Tat umgesetzt. Während dieser zehnmonatigen Reise entstand ein fesselnder Reisebericht, dessen lockerer und höchst unterhaltsamer Schreibstil den Leser bis zum Ende in seinen Bann zieht. Neben persönlichen Erfahrungen fließen auch immer wieder gesicherte historische Informationen in den Text ein, so dass neben der Autorin auch der Leser einen Zugang zu dem bis 1987 und auch jetzt wieder für Touristen unerreichbaren Land erhält. Allerdings muss deutlich hervorgehoben werden, dass der Reise der Autorin schreckliche Ereignisse folgten, die das Schicksal Tibets bis heute im Ungewissen lassen. Mitte der 80er Jahre bemühte sich die chinesische Regierung um eine gewisse Liberalisierung gegenüber Tibet, so dass sogar etliche Kloster wieder aufgebaut werden konnten. Diese Bemühungen wurden durch einen Aufstand in der tibetanischen Hauptstadt und das blutige Massaker in Peking zunichte gemacht. Angela Kahl gehörte daher zu den letzten Ausländern, die relativ frei durch Tibet reisen konnten. Es ist fraglich, wann dieses faszinierende Land mit der beeindruckenden Kultur wieder Besuchern zugänglich sein wird. --Katja Klenk weniger