DIE ZEIT IST KURZ
Im Herbst 1966 tagte in Berlin der Weltkongress für Evangelisation. Aus über hundert Ländern waren fast 2000 Teilnehmer - Delegierte, Presseleute und Mitglieder des Stabes - zusammengekommen. Dr. Billy Graham war einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt worden. Die Konferenz endete Anfang November, ungefähr in der Zeit, als Dr. Billy Graham den 48. Geburtstag feierte.
In seiner Schlussansprache erklärte er: "Menschlich gesehen reicht meine Kraft noch … mehretwa zehn Jahre aus, den Dienst der Evangelisation zu tun. Auch im Blick auf die Weltlage mögen nur noch zehn Jahre lang die Türen für die Evangelisation offen sein. Wahrscheinlich treten in den nächsten zehn Jahren einschneidende Ereignisse ein, wie sie das Christentum in seiner Geschichte noch nie erlebte." Dann erzählte Billy Graham von einer Audienz bei Altbundeskanzler Dr. Adenauer. "Dieser große Deutsche", so berichtete er, "fragte mich spontan nach der Begrüßung: ,Dr. Graham, glauben Sie an die Auferstehung der Toten?' - ,Selbstverständlich glaube ich daran.' - ,Ich glaube es auch, antwortete der erfahrene Politiker, ,sonst wäre es zum Verzweifeln. Die Weltgeschichte nimmt ja einen unheimlichen Verlauf."
Dieses kurze Gespräch des inzwischen verstorbenen großen Politikers mit Billy Graham ist symptomatisch. Es wirft ein bezeichnendes Schlaglicht auf unsere Zeit. Die in der Kongresshalle anwesenden Evangelisten folgten gespannt und mit innerer Zustimmung den Ausführungen Billy Grahams. Man merkte es auch in der abschließenden Gebetsgemeinschaft. Nie in meinem Leben habe ich eine solche Gebetsvereinigung miterlebt. über 1.200 Männer lagen in dieser sonst von allen Geistern und weltlichen Veranstaltungen verseuchten Kongresshalle auf den Knien und beteten. Der Geist Gottes schwebte über dieser Versammlung. Es herrschte kein Lärm, es störte kein undiszipliniertes Dazwischenrufen und seelisches Getue, sondern es war das "stille, sanfte Sausen" wie am Berg Horeb (1.. Kön. 1.9, 1.2 b). Als wir von den Knien aufstanden, wussten wir alle: es war der Herr, der uns begegnet ist. Viele Männer wischten sich die Tränen ab. Mir ging es ebenso.
Die Zeit ist kurz - mit diesem Gedanken hatte Billy Graham seine Schlussrede begonnen. Die Zeit eilt auf ihr Ende hin - das ist auch der Sinn meiner Ausführungen in dieser Schrift. - Irgendwo in der Welt, mein Gedächtnis hat den Ortsnamen vergessen, fand ich einen steinernen Tisch, auf dem die Worte eingraviert sind: "Es ist später, als du denkst." Der Tag ist nahe. weniger