Was hat der Mann nur, dass sich Hollywood-Stars darum reißen, in seinen Filmen mitzuspielen? Der finanzielle Erfolg kann es kaum sein, denn der blieb Tim Burton bislang leider verwehrt -- Batman einmal ausgenommen. Es muss dann wohl der ganz eigene Stil sein, der Burtons Filme auszeichnet: liebevoll erzählte, skurril-ironische Geschichten in bestechendem Set-Design. Der typische Burton-Touch eben, auf den der Regisseur mit "'Beetlejuice' gewissermaßen das Patentrecht … mehrangemeldet hat". Da lässt sich Jack Nicholson schon mal von einem neurotischen Marsianer einäschern, spielt Winona Ryder in stockschwarzem Outfit einen Nachwuchs-Grufti oder hält Johnny Depp als mutiger Polizist schützend eine Frau vor sich. Und Pierce Brosnan endet in Mars Attacks! gar aufs schauspielerische Minimum reduziert als körperloser Kopf! Burtons Filme sind weit mehr als nur die Geschichten, die sie erzählen; sie sind auch hintergründige Reflexionen über Gesellschaft und Filmbusiness. Mal mehr wie im Falle von Edward mit den Scherenhänden, mal weniger wie bei Mars Attacks! gibt Burton dem Betrachter seiner Filme Anlass zum Nachdenken (Spaß machen seine Werke sowieso). Auch Autor Helmut Merschmann verschreibt sich eher dem Blick hinter die Kulissen anstatt -- wie bei so vielen anderen Filmbüchern üblich -- seitenweise die Filmstorys nachzuerzählen. Schon die Anordnung der Filme im Buch belegt, dass Merschmann von den ausgetretenen Pfaden abweicht, ordnet er sie doch thematisch und nicht chronologisch. So gesellen sich Edward mit den Scherenhänden, Batmans Rückkehr und Sleepy Hollow zusammen, während Beetlejuice, Ed Wood sowie der originale Batman ein anderes Kapitel bilden. Für jeden Film fragt Merschmann, was genau Burton da mit welchen filmischen Mitteln umgesetzt hat. Und dass Burtons Leibkomponist Danny Elfman eine eigene Abteilung erhält, beweist neben der schönen Bebilderung umso mehr, wie liebevoll der Band gemacht ist. --Joachim Hohwieler weniger