Solange ich denken kann wollte ich Rockstar werden. Damals in meiner Internatszeit kaufte ich deshalb meine erste Gitarre, eine Yamaha. Ich machte das von dem Geld, das ich meiner Mutter geklaut hatte, circa sechshundert Mark. Ich kaufte also diese Gitarre und eine Handvoll Drogen, setzte mich zwei Tage lang hin und kam zu dem Schluß, daß Gitarre zu spielen einfach nicht mein Ding sei. Ich fand die Verrenkungen der Finger und die allzu filigrane Griffbretteinteilung … mehrziemlich uncool, weshalb ich begann, die Saiten mit aller Kraft hochzuziehen und gegen den Korpus knallen zu lassen. Das fand ich cool. Nach weiteren zwei Tagen war das allerdings auch nicht mehr so schick, und ich verkaufte die Gitarre für vierzig Mark an einen südvietnamesischen Spätaussiedler. Als ich das Internat verlassen hatte, folgte eine Phase ständiger Trinkerei. Einer meiner Junkie-Freunde kam regelmäßig zu Besuch und brachte seine Drops-Dose voller Psychopharmaka mit. Er hatte die Waschzettel zu einem kleinen Büchlein zusammengeheftet und pflegte Vesparax und Valoron gegen andere Sachen bei mir zu tauschen. In dieser Zeit entdeckte ich meine Liebe zum Gesang. Am Ende dieser Ära saß ich mit meinen kaputten Kollegen schwer bedient und lauthals musizierend beim Lagerfeuer im dritten Stock eines gutbürgerlichen Mietshauses. Ende der Achtziger wurde Conscious gegründet. Es ist meine Band, ich bin der Sänger. Die Besetzung mußte lange wechseln, bis sich endlich der harte Kern herauskristallisiert hat. Bis dahin ist viel passiert: der eine lag tot in der Bahnhofstoilette, der andere wollte lieber balladeske Elemente in den Stücken, der dritte ist in die Anstalt abgewandert. Spielen konnten die wenigsten, große Fresse hatten sie alle. weniger