Bereits das Titelbild -- eine schlappe Wärmflasche im neckischen Wollüberzug -- symbolisiert den bedenklichen Richtungswechsel unseres Helden. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wo sind sie geblieben, die Tage, an denen man auf Partys reihenweise Sixpacks mit den Kumpels vernichtete, im Freien campierte und Zeugnisse elterngerecht trimmte? Heute ruht Dan Zevins Auge voll Behagen auf seinem Vorgarten, er hat -- politisch korrekt -- eine südamerikanische Putzfrau … mehreingestellt, süffelt mit Kennermiene Pinot Grigio und wurde neuerdings sogar auf einem Golflehrgang gesichtet. Solchermaßen irritiert, muss Dan erkennen, dass er einfach völlig uncool geworden ist. Als Mahn- und Rechtfertigungsschrift an künftige Generationen gerichtet, nicht in ähnlich seichten Gewässern des Mainstream weichgespült zu werden, hat Dan Zevin nun eine saukomische Halbzeitbilanz seines Lebens vorgelegt. In einer Mischung aus Ratgeber und Bekenntnisschreiben analysiert der ausgewiesene Fachmann im Nichterwachsenwerden den albtraumhaften Abstieg vom bekennenden Bierfan zu einem Wesen, das Popkonzertbesuche ohne Bestuhlung inzwischen gnadenlos boykottiert. "Ich habe ein Interesse für Benimm-Regeln entwickelt." So oder so ähnlich tönt es aus Dan Zevins Beichtstuhl. Auf dem Weg zur Menschwerdung erleben wir den Ex-Aufrührer beim sachgemäßen Einsatz des Buttermesserchens unter den gestrengen Blicken der dünnlippigen Kursleiterin Miss Leona. Doch längst zieht Stubenhocker Dan das heimische Puschenkino jedem aufreibenden Restaurantbesuch vor. Selbst ein schlichtes Campingwochenende gerät für den trägen Waidmann zur bedrohlichen Nahtoderfahrung. Drogenerfahrungen beschränken sich für den Schürzenträger heutzutage auf eine Überdosis Chemo-Grillanzünder im Gartenzwergambiente. Nicht einmal der obligatorische Therapeut allerdings kann Dans krankhafte Liebe zu Haushündchen Chloe kurieren, die in wahren Jumbopackungen Schweinsöhrchen ihren Ausdruck findet. "Ich kann selbst nicht glauben, dass ich mich in diese Sorte Mensch verwandelt habe." Stoßseufzer eines Etablierten aus amerikanischem Vorstadtidyll. Dan Zevins wundersame Wandlung vom Weltverbesserer bis hin zur weinerlichen Erkenntnis: "Ich bin ein Langweiler geworden" -- ein ironisch horrorhafter Punktekatalog, bestens geeignet als wertvoller Pegelstandsmesser der eigenen, nach unten offenen Spießerskala. --Ravi Unger weniger