In der Schweiz war er "der Meienberg", in Deutschland hat der Schweizer Journalist und Schriftsteller Niklaus Meienberg Reportagen und Essays für den Stern und den Spiegel geschrieben. Der Untertitel seines 1995 erschienen Buches Zunder - Überfälle, Übergriffe, Überbleibsel hat sich auf tragische Weise bewahrheitet. Meienberg beschreibt in diesem Buch Überfälle von Staaten auf andere Staaten (Irak-Kuwait). Gewalttätigkeiten in Sarajevo, Berg-Karabach oder Algier … mehrerschrecken ihn an der heutigen Welt ebenso, wie auch der Überfall auf seine eigene Person. Wenige Meter von seiner Wohnung entfernt, wurde er abends von Jugendlichen niedergeschlagen und dabei schwer verletzt. Ein brutaler Übergriff, den er kaum verkraftete. Als trauriges Überbleibsel hat er nun den Lesern sein Buch hinterlassen, denn schon bei Erscheinen seiner Reportagen lebt Niklaus Meienberg nicht mehr. Er hat sich am 23. September 1993 das Leben genommen. Wenn man sein Vermächtnis heute liest, so spricht aus jeder Zeile Traurigkeit, Melancholie und Tod. Niklaus Meienberg war ein ehrlicher, geradliniger Journalist, der es in Kauf nahm, mit seinen Berichten anzuecken. Es stößt nicht nur auf Zustimmung, wenn er die Siegesfeier der Amerikaner nach dem Golfkrieg als "Wargasm" beschreibt. Doch seine kritischen Gedanken, die ihm angesichts der Militärparade in Washington durch den Kopf gehen, sind gar nicht so abwegig. Leider haben diese Informationen in der Kriegsberichterstattung für die breite Masse gefehlt. Ein anderer Aufsatz ist der Stadt Paris gewidmet. Paris, seine zweite Heimat, kann keiner so beschreiben wie er. Das frühere, malerische und romantische Paris, das fürchterlich unbequem und ganz ohne Komfort war, doch seinen Bewohnern einen Flair bot, der heute an keiner Ecke mehr zu spüren ist. Auf Dauer erfordert es unendlich viel Kraft und Energie der Fels in der Brandung zu sein, der sich nicht der Meinung der Masse anpasst und sich dem Strom der Zeit aus Überzeugung entgegenstellt. Für Niklaus Meienberg wurde diese Aufgabe zu schwer. Schade, dass er den großen Medien in Deutschland keinen Nachruf wert war. --Manuela Haselberger weniger