Abenddämmerung, Alpsommerzeit. Durch einen Milchtrichter rufen die Sennen, selten eine Sennin, den Alpsegen oder «Bättruef». Jeden Tag, bei jedem Wetter. Sie bitten Gott und die Heiligen, Unheil von der Alp abzuwenden - möglichst laut, denn so weit man ihre Stimme hört, soll auch der Schutzbann wirken. Den Naturgewalten in der nächtlichen Bergwelt ausgeliefert, erfahren die Älpler ihre eigene Existenz als Teil eines grösseren Ganzen. Den Alpsegen rufen sie aus tiefer innerer Überzeugung.
Viele Städter träumen davon, ein paar Monate auf der Alp zu verbringen, fernab von allen Alltagssorgen, eins mit sich und der Natur. Getan haben's freilich die wenigsten. Denn eins sein mit der Natur, so verrät dies Samuel Inderkum mit einem Grinsen, kann auch heissen: eins sein mit den nassen Füssen, die man schon morgens um fünf hat, weil die trockenen Socken ausgegangen sind. ... weiterlesen