Mit "Inglorious Basterds" prägte Quentin Tarantino die Filmlandschaft endgültig und wurde schon fast zum "Mainstream" im Business, ähnlich wie Christopher Nolan. Steht Tarantinos Name auf einem Filmplakat oder in einem Trailer, steht die Kinowelt Kopf und man kann das Warten schon nicht mehr ertragen. Das ist ein Ruf, den nur wenige Regisseure sich erkämpfen konnten, allein deshalb ist er für mich schon jetzt eine Legende. Und seit "Kill Bill" warte ich wie verrückt … mehrdarauf, dass Quentin mal einen Western machen würde und dann letztes Jahr, als ich den Trailer zu "Django Unchained" sah, dachte ich: "Yeah!"
Die Erwartungen waren demnach hoch, wie bei so vielen Filmen in letzter Zeit, aber "Django Unchained" ist nicht nur ein Film, der meine Erwartungen bei Weitem übertroffen hat, sondern für mich auch einer der besten Filme, wenn nicht sogar der beste Film der letzten Jahre! Ich werde versuchen meine Meinung zu erläutern, aber kommen wir erstmal zur Story (natürlich ohne Spoiler):
Der Sklave Django wird vom Zahnarzt/ Kopfgeldjäger Dr. King Schultz befreit, weil er ihm bei einem Fall helfen soll, im Gegenzug hilft er Django bei der Befreiung seiner Frau aus den Händen des teuflischen Calvin Candie...
Gleich vorweg: Wer einen netten, kleinen Tarantinofilm mit Westernatmosphäre erwartet, der sollte sich vorsehen. Knapp drei Stunden verschlingt dieses Monstrum, ganz, wie alte Spaghettiwestern, a la "Spiel mir das Lied vom Tod"! Und im ersten Moment war ich etwas verwirrt, weil ich an einigen Stellen dachte: "Jetzt kommt das Ende...", aber nein, ein Twist jagt den nächsten, wie das in klassischen Tarantinos halt so der Fall ist, trotzdem bleibt das große Filmfinale nicht aus!
Die Länge scheint im ersten Moment abschreckend, aber wenn es ein Film schafft, über fast drei Stunden pausenlos die Spannung aufrecht zu halten, ohne das auch nur eine einzige Szene überflüssig wirkt, dann ist das schon Mal ein klares Indiz für einen mehr als gelungenen Film! Aber wir reden hier von Tarantino und der macht mehr als nur einen gewöhnlichen Film: Auch "Django Unchained" ist mehr, als er zunächst scheint!
Zwar kann man das Werk als riesige Hommage an die Westernklassiker von damals betrachten, dazu gesellen sich aber wieder mal überaus kreative Filmkniffs, brutal, harte Gesellschaftskritik (das Thema Sklaverei vor allem wird sehr schonungslos dargestellt!), brutal, harte Action mit mehr als nur ein paar Litern Blut, faszinierende und obercoole Dialoge und großartiges Schauspiel von einigen der besten Leuten in Hollywood!
Jamie Foxx hat sich mit dieser Rolle nochmal selbst übertroffen, auch wenn er für große Namen, wie "Ray", "Jarhead" oder "Collateral" schon Unmengen an Preisen eingeheimst hat. Schweigsam, aber wenn er redet, trifft er mitten ins Schwarze und ja, das war etwas sarkastisch gemeint. Überaus lässig und ein typischer, aber charmanter und zuweilen auch etwas fieser Held!
Daneben brilliert wieder Christoph Waltz als Dr. King Schultz. Anfangs erinnert sein Spiel etwas an Hans Landa aus "Inglorious Basterds", zeichnet sich aber durch eine deutlich, angespanntere und heldenhaftere Darstellung aus. Dazu ist auch er einfach saucool und hat einige großartige Szenen und es ist einfach immer wieder toll zu sehen, dass auch ein Deutscher (bzw eher Österreicher), neben dem ach so tollen Til Schweiger, sich nicht nur in Hollywood behaupten kann, sogar einigen Stars fast die Show stiehlt.
Als dritter im Bunde haben wir Leonardo Di Caprio als Sklavenhändler, Calvin Candie: Mit ihm haben wir nicht nur zum ersten Mal einen Tarantinowestern, sondern auch zum aller ersten Mal eine richtig fiese und durchweg böse, sadistische Rolle, die er verkörpert. Und er ist superb!
Trotzdem gibt es noch mehr glorreiche Stars zu bewundern, allen voran Samuel L. Jackson, der zwar eher als kleine Nebenrolle angesehen werden kann, aber manchmal alle Blicke auf sich zieht, als "Oberschwarzer" oder "Obersklave", wenn man es so will. Und was soll ich sagen? Er ist ein altes Eisen, was die Kinolandschaft angeht, klar und trotzdem so präsent und frisch daher zu kommen, verdient einfach Respekt!
Der Rest des Casts ist aber auch sehr großartig, Tarantino inszeniert ja gerne auch die "kleineren" Szenen mit viel Prominenz, so etwa die Klu Klux Klan-Sequenz mit Jonah Hill.
Umgehauen hat mich natürlich wieder der unvergleichliche Stil vom Meister, hektische Zooms, lange und intensive Dialogszenen und besonders der gekonnt, perfekte und gegensätzliche Einsatz von Musik, absolute Empfehlung für den Soundtrack, mit Unmengen an Klassikern und eigen für den Film komponierten Stücken! Die Musik gibt dem Film wieder das gewisse Etwas und obwohl Tarantino meistens nur Source Stücke aus älteren Soundtracks nimmt, so beweist er dennoch nicht nur seinen tollen Musikgeschmack, sondern auch sein Gespür für den richtigen Einsatz!
Aber auch optisch ist "Django Unchained" wieder der Hammer: Die Atmosphäre des klassischen Westernfilms wird perfekt eingefangen und trotzdem frisch gehalten. Und außergewöhnliche Kamerafahrten und Unmengen an Blut, die meistens auf weiße Flächen spritzen, um den Effekt zu vergrößern, brauche ich nicht wirklich zu erwähnen. Und Blut gibt es, wie gesagt, jede Menge, vor allem einige "Shoot Outs" am Ende, sind spektakulär, erinnern von ihrer übertriebenen Art etwas an die "Kill Bill"-Teile und machen einfach Spaß!
Und letztendlich ist es einfach ein Indiz für ein Meisterwerk an Film, wenn man in der zweiten Hälfte des Films fast ausschließlich unter Spannung steht, weil man das Gefühl hat, irgendwas wird noch passieren! Die letzten Filme, die das geschafft haben, waren "Inglorious Basterds", “Inception” und "The Dark Knight".
Fazit: Ich könnte noch endlos weiter machen, aber ich glaube, dass jeder, der auch nur ansatzweise ein Fan von Tarantino oder alten Westernklassikern ist, der wird um dieses Filmjuwel nicht vorbei kommen. “Django Unchained” ist das Filmhighlight, auf das ich solange gewartet habe! Knallhart, cool, witzig, brutal, emotional, mitreißend und glaubt mir, wenn ich sage: Diese Beschreibungen haben selten so genau auf einen Film gepasst, wie diesen! weniger