Zwei Jahre nach der Studio-LP Kissin‘ Time legt die britische Rockdiva Marianne Faithfull mit Before The Poison ein ebenso experimentelles wie zeitloses Album vor. PJ Harvey und Nick Cave haben produziert, mitkomponiert und -gespielt, und sowohl die schräge, als auch die düstere Seite abgedeckt. Zwischen dem harten Punkrock "My Friends Have" und der elegischen Ballade "Crazy Love", zur Kratzgeige ausdrucksstark intoniert, liegen musikalische Welten. Und doch gilt … mehreines für alle Stücke -- eine unglaubliche Intimität, die einen sogartig in die zwiespältige Gefühlswelt der Marianne Faithfull hineinzieht. Selbst einem sparsamen Folksong wie "No Child Of Mine" verleiht sie mit ihrem Sprechgesang etwas Geheimnisvolles, noch expressiver fallen der Titelsong mit der Grabesstimme aus, und das akustisch-monotone "In The Factory", über eine träumende Fabrikarbeiterin, angesiedelt zwischen Lennons "Working Class Hero" und den frühen Velvet Underground. Für den irisch beeinflussten Folksong "Last Song" hat die eigenwillige Künstlerin mit Damon Albarn an den akustischen Gitarren einen weiteren, kongenialen Partner gefunden. Bei "Desperanto" läuft sie unter der Ägide von Nick Cave zu absoluter Höchstform auf. Dieses erotische Psycho-Funk-Metal-Disco-Stück klingt, als hätte man eine verschrammte Vinylscheibe mit einer wilden, schrillen 60-er-Nummer auf zu schneller Geschwindigkeit abgespielt. Abgehoben. -- Ingeborg Schober weniger
CD 1
01 - The mystery of love
02 - My friends have
03 - Crazy love
04 - Last song… mehr
05 - No child of mine
06 - Before the poison
07 - There is a ghost
08 - In the factory
09 - Desperanto
10 - City of quartz weniger