Bei Kuba denkt man hierzulande unweigerlich an dicke Zigarren, Rum und - seit einiger Zeit - an die konventionelle Son-Folklore des Buena Vista Social Club. Zudem assoziiert der westliche Tourist sofort traumhaft schöne Badestrände mit der Tropeninsel. Diese Postkarten-Idylle ist jedoch längst nicht mehr alles, was die Republica de Cuba zu bieten hat. Seitdem Fidel Castro wieder verstärkt Ideen von außen in die sozialistische Enklave hinein läßt, entsteht ein modernes, … mehraufgeschlossenes Kuba. Sin Palabras stehen für diese weltoffene Entwicklung. Sie repräsentieren den Fortschritt auf der Tabak- und Zuckerrohrinsel, ohne deswegen die Wurzeln zu vergessen. Auf ihrem fesselnden zweiten Album Orisha Dreams verbinden die Neuerer zeitgemäße Computersounds aus dem Westen mit der akustischen Folklore ihrer Heimat. Jean Claude Gué, der vor einigen Jahren der Liebe wegen aus dem französischen Lyon nach Havanna übersiedelte, erschafft hier mit seinen kubanischen Bandkollegen einen frischen Mix aus Tradition und Moderne. Maschinell gefertigte Grooves der Gattung Drum 'n' Bass treffen auf afrokubanische Perkussionspassagen, spacige Sphären-Sounds gehen bestens mit überlieferten Yoruba-Gesängen zusammen, computergesteuerte Housebeats stehen neben handgemachten Rumba-Rhythmen. Produzent Edesio, unlängst selbst mit dem Clubhit "Blen Blen" in den Schlagzeilen, hat all das zum Electro-Dance à la cubana vereint. Wenn diese Platte erklingt, können wohl nur notorische Tanzmuffel stillhalten. --Harald Kepler weniger