Im "Bericht des Initiators" wurde minutiös festgehalten, wie die Veranstaltung zum hier vorliegenden Soundtrack Russendisko - Hits kurz nach der Jahrtausendwende ins Leben getanzt und getrunken wurde: "Im Saal des Kaffee Burger (...) fand neulich eine rücksichtslose Veranstaltung statt, die unter dem Namen Russendisko firmierte. Etwa einhundert Russen, die Deutsche werden wollen, trafen auf ungefähr einhundert Deutsche, die Russen werden wollen. Wie schon beim … mehrletzten Mal mischten sich auch einige Japaner und Gäste aus Afrika unter das Publikum. Die Veranstaltung fand diesmal am 23. Februar statt -- dem Tag der sowjetischen Armee und der Flotte." Verantwortlich für das Tanzvergnügen ist der Schriftsteller und Wahlberliner Vladimir Kaminer gemeinsam mit seiner Frau (Kasse) und dem DJ und Musiker Juri Gurzhy, die die Russendisko in einer schummrigen, blümchengemusterten Kneipe im abgewrackteren Teil von Berlin-Mitte organisieren. Als knallharte Protestparty gegen das deutsche Klischee von der russischen Seele fing es an. Kaminer und Ghury packten ihre Platten auf einen Haufen und schmissen damit eine derart skurril-geniale Stimmung in den verrauchten Raum, dass daraus nichts anderes als eine hysterisch gefeierte Party-Reihe werden konnte. Deren beste, merkwürdigste, bemerkenswerteste Songs sind nun auf diesem Sampler zu hören. Sechzehn Hits zwischen Polka-Punk und Chaos-Klezmer, Sowjet-Swing und Russ 'n' Roll. Die in Berlin ansässige Band Rot-Front etwa liefert eine kongeniale Interpretation von Kraftwerks "The Robots", Leprikonski aus Weißrussland beschweren sich in ihrem Blaskapellen-Dickebackensong "Die Mädchen verlieben sich nicht in mich" und Distemper grunzen als Veteranen der Moskauer Ska-Punk-Szene über "Traktoristen". Hervorragende, gegen den Mainstream-Strich gebürstete Musik für alle Lebenslagen. Im Verlauf der von Kaminer beschriebenen ersten Party kamen übrigens die Gäste aus Afrika zu einem Zeitpunkt ans DJ-Pult, als der Wodka schon literweise floss und Mobiliar anstelle von Rauch durch den Raum flog, und fragten, ob denn der Chor der sowjetischen Armee auch Reggae könne. "Auf der Stelle wurde sein Wunsch erfüllt", schreibt Vladimir Kaminer. "Die Russen können wohl alles", murmelte der Mann deprimiert und kippte auf der Stelle um. Nasdrowje! --Björn Döring weniger
CD 1
01 - Nogu Svelo: The Little Chinese Bells
02 - Leprikonski: Chicks Don't Fall In Love With Me
03 - Markscheider Kunst: The Dance
04 - The Red Elvises: Cosmonaut Petrov… mehr
05 - Spitfire: Rio-Rita
06 - Sdob Si Zdub: A Gipsy And A U.F.O.
07 - Leningrad: www
08 - Sveta Kolibaba: Hey DJ
09 - Distemper: Fight For Living
10 - Leonid Soybelman: A Guy
11 - La Minor: A Girl In A Cotton Dress
12 - 3D: In A Hip Club
13 - Amsterdam Klezmer Band: Limonchiki
14 - VV: You Took The Piss Out Of Me
15 - Rotfront: The Robots
16 - St. Petersburg Ska-Jazz Review: Trip Back To Childhood weniger