Als die weitgehend unbekannte Band vor zehn Jahren ihr Debüt veröffentlichte, ging ein Raunen durch die Szene. Was steckte hinter diesem Trio mit dem seltsamen Namen? Und wieso war ihr erstes Lebenszeichen ‘Truth Is Fanatic’ praktisch über Nacht nicht mehr aus den Clubs, DAC-Charts und Playlists wegzudenken? Die Antwort ist ebenso ungewöhnlich wie naheliegend: Weil das Electro-Projekt etwas Dauerhaftes erschaffen hat. Etwas, das auch jenseits von Trends und Strömungen … mehrerleben konnte. Etwas Echtes.
Heute müssen Rotersand nicht mehr vorgestellt werden. ‘Welcome To Goodbye’, ‘1023’ und ‘Random Is Resistance’, ihre drei Folgeplatten zwischen 2005 und 2009, machten aus den Newcomern einen der gefragtesten Electro-Acts weltweit und trieben den Siegeszug des intelligenten und dennoch gnadenlos tanzbaren Electros weiter voran. Die Magie, die Singularität des Debüts bleibt davon unberührt – und brachte Rotersand auf eine einzigartige Idee: Anstatt den Erstling einfach, wie so oft, neu aufzulegen und mit ein paar angeblich unverzichtbaren Gimmicks auszustatten, nähert sich das Projekt seinem Szene-Einstand völlig neu. Viel ist seither geschehen, Bands kamen und gingen, Trends entstanden und verblühten.
Die Idee: Rotersand spielen ihr Debüt praktisch erneut ein - mit dem Blick der Gegenwart, unter Einfluss all dessen, was in den letzten zehn Jahren passiert ist. Was daraus entstand, ist eine einmalige Veröffentlichung, die es in dieser Form noch nie zuvor gegeben hat. Künstler, die das Projekt in der vergangenen Dekade begleitet, geprägt, unterstützt oder beeindruckt haben, wirken an den Neufassungen mit - teils mit Coverversionen, teils als Gäste in Songs, die komplett neu gestaltet wurden, teils als Partner elaborierter Neuvertonungen. Was dadurch entsteht, ist einerseits ein völlig neues Album mit den technischen Gegebenheiten und Mitteln von 2014, andererseits eine respektvolle Annäherung an die ersten Gehversuche der einflussreichen Band.
Mit daran beteiligt sind Solitary Experiments, Mark Jackson (VNV Nation), Aesthetic Perfection, Thomas Rainer (L’Âme Immortelle/Nachtmahr), Fräulein Plastique und viele mehr. Wo andere nur ein Remix-Album auf den Markt hauen oder ihre längst vergangenen Glanzzeiten in einen modernen Sound kleiden, erschaffen Rotersand ein völlig neues Werk, einen neuen Blick auf alte Tugenden. Erst jetzt, zehn Jahre danach, wird offenbar, dass sie schon auf ihrem Erstling Hit an Hit gereiht haben. ‘Merging Oceans’, ‘Fire’, ‘Almost Violent’ sind sofort erkennbar, verblüffen aber mit völlig neuen, irisierenden, flackernden und packenden Arrangements.
Drei brandneue Studiotracks schließlich setzen ein weiteres Ausrufezeichen hinter die Aussage, dass mit dieser Band mehr zu rechnen ist denn je. Hört ihr es schon? Die Maschinen laufen wieder. weniger