Tool sind die hochverdichtete Essenz eines high-technoiden Mittneunziger-Alptraums, die Klangmembran zwischen Gigers Biomechanic-Monstren und dem ganz normalen täglichen Wahnsinn eines Neurotikers. Auf den ersten Hör klingt der Debüt-Longplayer Undertow ('93) wie ein sehr modernes und kompaktes, exzellent produziertes Metal-Album ohne Klischees und atmosphärische Brüche, doch spätestens der erste Durchlauf unterm Kopfhörer lässt einem die Gänsehäute im Familienpack das … mehrRückgrat runterschleichen. Hier wird weniger elektronisch und nihilistisch als bei N.I.N., aber keinen Deut rücksichtsvoller an allen Kindheits-Traumata gerüttelt, die man nur haben kann. Überall lauern Selbsthass, tiefe Verzweiflung und immer wieder Schmerzen. Während die Doublebass-Drum ordentlich zu tun hat und die im Thrash, Gitarrenrock und Hardcore verwurzelten Gitarren originelle Akzente setzen, fühlt man sich wie bei einem Sezierlehrgang für angehende Ärzte. Und das alles ohne schrilles Geschrei und dissonanten Lärm. Eher im Gegenteil: Tool klingen so tight, harmonisch und brachial-gefestigt, dass ihre subtil verpackten Botschaften nur noch brutaler ins Unterbewusstsein vordringen. Wer mal probeweise in den akustischen Wahnsinn hineinhören will, sollte es mit "Prison Sex", "Sober" oder "Undertow" versuchen. Wenn's zu sehr an die Substanz geht, kann man ja immer noch ausschalten. --Michael Rensen weniger
1 - Intolerance
2 - Prison Sex
3 - Sober
4 - Bottom
5 - Crawl Away… mehr
6 - Swamp Song
7 - Undertow
8 - 4 Degrees
9 - Flood
10 - Disgustipated weniger