Während im Singer/Songwriter-Genre seit Jahrzehnten Frauen massiv den Ton mit angeben, genießen erfolgreiche Blues- & Rock-Ladies wie Bonnie Raitt noch immer Ausnahmestatus. Da stieß Melissa Etheridge 1988 mit ihrem gleichnamigen Debüt und der kraftstrotzenden Single "Bring Me Some Water" geradezu in ein Vakuum. Die mit einer kernigen Raspelröhre gesegnete Sängerin und passable Gitarristin aus Leavenworth/Kansas provoziert in ihren besten Vokal-Momenten Vergleiche … mehrbeipielsweise mit Rod Stewart, in den schlechteren mit Bonnie Tyler. Ihre auf etlichen Tourneen demonstrierte enorme Live-Präsenz trug neben dem Top-Album "Yes I Am" von 1993 dazu bei, daß der Karriere der Amerikanerin selbst in den oft scheinheiligen Staaten ihr Outing als bekennende Lesbe nichts anhaben konnte. Nach den zwei Jahre zuvor auf "Yes I Am" selbst gesetzten Standards offenbarte ihr fünftes Album "Your Little Secret" 1995 allerdings Stagnation, teilweise gar einen Rückschritt. Hinter dem Schlüsselloch-Cover verbirgt sich die gewohnte stilistische Färbung, klar und knackig aus Versatzstücken des Rock und Rhythm & Blues kombinert, mit Melissas im Blues gründelnder Power-Stimme als verbindendem Element; die Texte der durchweg selbstgeschriebenen zehn Songs dominiert das geläufige Emotions-Vokabular von Liebe und Leid, Frust und Leidenschaft. Gerade letztere scheint im auf vordergründige Wirkung fixierten Sound gelitten zu haben, wie das übersteigerte "The War Is Over" beweist. "Your Little Secret" ist beileibe kein schlechtes Etheridge-Werk, aber Melissa kann's besser. --Claus Böhm weniger
CD 1
01 - Your Little Secret
02 - I really like you
03 - Nowhere to go
04 - An unusual kiss… mehr
05 - I want to come over
06 - All the way to heaven
07 - I could have been you
08 - Shriner's Park
09 - Change
10 - This war is over weniger