Zusammenfassung:
Zwei Frauen in London: Rowena, ohne festes Lebensziel und in den
Tag hineinträumend, wünscht sich ein Kind, das sie alleine
großziehen möchte; sie bekommt es von einem Schwarzen.… mehr
Ihrer Freundin Isobel hingegen ist der Beruf wichtiger als alles
andere; sie ist karrierebewußt und glaubt, auf Mann und
Kind verzichten zu können. Als Rowena tödlich verunglückt,
hinterläßt sie die inzwischen fünfjährige
Christabel, deren Vater von der Existenz des Kindes nie etwas
erfahren hat. Die Verwandten Rowenas, die gutsituierte, konservative
Großmutter, aber auch die Schwester, lehnen es ab, Christabel
zu sich zu nehmen. Das kleine Mädchen wird also zunächst
in einer Pflegefamilie untergebracht und dann zur Adoption freigegeben.
Selbstverständlich sucht das Jugendamt eine gemischtrassige
Familie. Aus der Perspektive Isobels, der engsten Freundin Rowenas,
wird von diesem Kinderschicksal erzählt. Die wachsende Zuneigung
für Christabel imitiert die junge Frau in ihrer bislang stets
eindeutigen Ablehnung des eigenen Kinderwunsches. Schritt um Schritt
weicht Isobels anfänglich so nüchterne Betrachtungsweise
lebhafter Anteilnahme und dem Wunsch, für Christabels Glück
zu kämpfen.
"Krieg ist die Metapher, mit der die Autorin das Verhältnis
der anderen zu Christabel kennzeichnet. Das kleine Mädchen
ist Objekt der Machtinteressen und Besitzansprüche von Justiz
und Sozialfürsorge einerseits, von den nächsten Bezugspersonen
andererseits...
In den Ereignissen um dieses Kind kristallisiert sich die Tatsache,
daß Krieg nicht erst im Politischen beginnt. Die respektvolle
Distanz der Erzählerin gegenüber Christabel setzt den
unfriedlichen Alltagsstrategien andere Formen des Umgangs entgegen,
die Krieg im Kleinen wie im Großen weniger wahrscheinlich
machen könnten."
Barbara von Bechtolsheim/Süddeutsche
Zeitung
Zusatztext:
"Zwei Frauen in London: Rowena, ohne festes Lebensziel und in den Tag hineinträumend,
wünscht sich ein Kind, das sie alleine großziehen möchte; sie bekommt es
von einem Schwarzen. Ihrer Freundin Isobel hingegen ist der Beruf wichtiger
als alles andere. Als Rowena tödlich verunglückt, hinterläßt sie die inzwischen
fünfjährige Christabel, deren Vater von der Existenz des Kindes nie etwas
erfahren hat. Die Verwandten Rowenas, die gutsituierte, konservative Großmutter,
aber auch die Schwester, lehnen es ab, Christabel zu sich zu nehmen. Das
kleine Mädchen wird also zunächst in einer Pflegefamilie untergebracht
und dann zur Adoption freigegeben. Selbstverständlich sucht das Jugendamt
eine gemischtrassige Familie. Aus der Perspektive Isobels, der engsten
Freundin Rowenas, wird von diesem Kinderschicksal erzählt. Schritt um Schritt
weicht Isobels anfänglich so nüchterne Betrachtungsweise lebhafter Anteilnahme
und dem Wunsch, für Christabels Glück zu kämpfen."
Leseprobe:
Heute habe ich die Schlacht um Christabel verloren. Ich habe den
ganzen Krieg verloren (verstehen Sie mich recht, dies ist die
Geschichte eines Krieges). Ich habe nichts dabei gewonnen, keine
Orden, keine Trophäen, lieber Gott im Himmel, nichts als
Narben, Wunden, ein Trauma... Wenn ich ein Mann wäre, wenn
es sich um einen Männerkrieg gehandelt hätte, dann wäre
ich als Verwundeter nach Hause geschickt, aus dem Kriegsgebiet
ausgeflogen worden, unter schweren Beruhigungsmitteln, und bei
der Landung des Flugzeugs, wenn ich in die auf dem Rollfeld wartende
Ambulanz gebracht worden wäre, hätten Menschen darüber
geweint, was für ein Jammer das war, und um die Vergeudung
eines edlen jungen Männerlebens.
Aber um mich weint niemand. Kein Mensch hat auch nur einen einzigen
Gedanken an mein Leiden verschwendet. Ich stelle mir vor, daß
sie - die, die verhaßten Die nicht glauben, daß ich
gelitten habe. Auf alle Fälle glauben sie, ich hätte
kein Recht zu der Behauptung, gelitten zu haben, nicht in dem
Maß, wie Camilla und Mrs. Blake und sogar Betty zugestanden
wird, gelitten zu haben. Und natürlich Christabel. Alle Welt
ist sich darüber einig, daß Christabel gelitten hat.
Das war der einzige Punkt, in dem Einigkeit herrschte. Und das
ist auch der Grund dafür, daß dieser Krieg so blutig
und heftig geführt worden ist...
Kartoniert
ISBN: 978-3-596-11315-6
4. A.
384 S.
H18.7 cm x B11.9 cm x D2.2 cm 266 g weniger