Fragen über Fragen. Was ist der Norden? Wo liegt der Norden? Seit wann gibt es den Norden? Wer das aufwändige Buch Der Norden studiert, erhält mit Sicherheit jede Menge Antworten. Und doch tun sich gleichzeitig eine Reihe neuer Fragen auf. Was ist das für ein Buch? Wer schreibt so ein Buch? Was will das Buch? Auch das lässt sich klären. Zu Frage Nummer eins ist anzumerken, dass es mit der Bezeichnung Bildband beileibe nicht getan ist. Sicher, Fritz und Hauke Dressler … mehrhaben sagenhafte Fotos geschossen und unterstützt durch das großzügige Panorama-Format Stimmungen aufs Papier gezaubert, die mit Worten schwer zu beschreiben sind. Andererseits finden sich auch zahlreiche literarische Kurztexte, kleine Gedichte und essayistische Beobachtungen, wobei für letztere Bernd Henningsen verantwortlich zeichnet. Seine fundierten Ausführungen haben Tiefgang. Im Anschluss behandelt Reinhold Wulff -- ähnlich einer kleinen Landeskunde -- die Themen Geografie, Wirtschaft, Politik und Kultur. Auch das Glossar, das neben vielen Ortsnamen auch regionaltypische Begriffe wie Mitternachtssonne oder Polarkreis erläutert, entstammt seiner Feder. Und damit ist man schon bei Frage zwei: Die vier Autoren sind ausgewiesene Skandinavien-Profis. Der Dressler-Clan veröffentlichte schon etliche Bildbände über Norwegen, Schweden und Co. Bernd Henningsen lehrt als Professor für Skandinavistik an der Berliner Humboldt-Universität -- und Reinhold Wulff ist an derselben Institution als Akademischer Rat für Nordeuropäische Geschichte und Landeskunde tätig. Und jetzt zum Sinn: Das Buch will den Norden etwas Richtung Süden rücken, genauer gesagt in unser Bewusstsein. Es will mit seinen vielen himmelblauen Aufnahmen aufräumen mit dem Vorurteil, es herrsche im Norden ständig schlechtes Wetter. Es will die vielen Gemeinsamkeiten der behandelten Länder Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark aufzeigen, und es will erklären, warum dort Festlandeuropa oft misstrauisch beäugt wird. Und dann will es natürlich auch die Reiselust wecken. Noch Fragen? --Christian Haas weniger