"Die Globalisierung", so hat Claus Leggewie in Die Globalisierung und ihre Gegner in Anspielung auf eine Formulierung Max Webers treffend formuliert, "ist kein Fiaker, aus dem man nach Belieben aussteigen kann, wenn einem die Richtung nicht passt." Ihre Richtung sei aber auch kein Schicksal, dem man sich wohl oder übel ergeben müsste. Tatsächlich ist die Globalisierung ein gestaltbarer Prozess. Doch um an seiner Gestaltung auch tatsächlich teilhaben zu können, muss man … mehrzunächst einmal verstehen, wie dieser Prozess überhaupt funktioniert. Zugegeben, das ist gar nicht einmal so einfach. In Die Zukunft der Weltwirtschaft vergleicht der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Lester Thurow die Globalisierung gar mit dem Turmbau zu Babel. Auch dieser weltwirtschaftliche Turmbau, wie er sich gegenwärtig vollziehe, werde ohne Baupläne errichtet: "Die Architekturzeichnungen sind noch nicht mal im Entwurfsstadium." Au weia, so ist man geneigt zu befürchten, das kann ja dann eigentlich nur schief gehen. Dass es aber zunächst einmal tatsächlich möglich ist, die Gesetzmäßigkeiten der weltwirtschaftlichen Dynamik zu dechiffrieren, zeigt der Autor an vielen Beispielen recht überzeugend. Seine Analyse zeichnet sich vor allen Dingen dadurch aus, dass sie die Stimmen der Globalisierungsgegner nicht nur hört, sondern auch ernst nimmt. Dabei lässt er nirgends auch nur den geringsten Zweifel daran aufkommen, dass er zum Kapitalismus, das heißt zum Prinzip des Rechts auf Eigentum (auch geistigem) und seinem Schutz, keine Alternative sieht. "Niemand pflanzt Apfelbäume, wenn man ihm nicht garantiert, dass ihm die Äpfel auch gehören werden", schreibt Thurow an einer Stelle. "Eigentumsrechte liefern den Anreiz, den klügsten Gebrauch von Vermögenswerten zu machen." Und dass wirklich der Kapitalismus gerade dort seine hässlichste Fratze zeigt, wo die Frage der Eigentumsrechte ungeklärt ist, belegt er (unter anderem) mit einem einfachen, aber treffenden und in der Realität sehr virulenten Beispiel: der Fischerei. "Der Meeresfischfang zerstört sich selbst, weil er über keine Eigentumsrechte verfügt. Jeder hat ein Motiv, so viele Fische wie möglich zu fangen und jemandem anderen die Sorge um die Überfischung zu überlassen. Wenn man nicht sämtliche Fische des Meeres fängt, wird jemand anderes es tun." Die Globalisierung, so macht der Autor nicht nur an diesem sehr einfachen Beispiel deutlich, darf nicht der Privatwirtschaft allein überlassen bleiben. Auch in der globalisierten Welt bedarf das Allgemeininteresse nicht nur eines Anwalts, sondern hat Anspruch darauf, dass in seinem Sinne allgemeinverbindliche Entscheidungen getroffen und demokratisch legitimiert auch durchgesetzt werden können. Dem Gemeininteresse diese Entscheidungsgewalt gegenüber kurzfristigen, partikularen Wirtschaftsinteressen zu sichern, ist deshalb eine der dringendsten Aufgaben, die sich der Politik zum Wohle der Weltwirtschaft heute stellen. Für jeden, der sich dieser Erkenntnis nicht verwehrt, ist die Lektüre von Die Zukunft der Weltwirtschaft Pflicht! --Andreas Vierecke weniger