Zwei Experten, drei Meinungen im besten Fall! Nirgendwo wird dieses Sprichwort so sinnfällig, wie beim Thema Ernährung. Insofern weiß man nicht so recht, ob sich die Autoren des vorliegenden Buches einen Gefallen getan haben, ihm ausgerechnet den Titel Mehr Fett! zu geben, ergänzt durch die apodiktische Aussage : Warum wir mehr Fett brauchen, um gesund und schlank zu sein. Dürften doch bei vielen Leidgeprüften angesichts der Kakophonie der Experten in Sachen … mehrEmpfehlungen für eine gesundheitsbewusste Ernährung hier schon auf den ersten Blick die Jalousien herunterfallen. Und das wäre wirklich schade! Hebt sich doch diese Liebeserklärung an einen zu Unrecht verteufelten Nährstoff wohltuend von der üblichen Ratgeber ab, unter denen sich in Zeiten von Übergewicht, Adipositas und Diabetes die Bücherregale biegen. Ebenso eindringlich wie überzeugend führen nämlich die Ernährungswissenschaftler Ulrike Gonder und Nicolai Worm in ihrem Buch den Nachweis, dass die Ursache für die zunehmende Verfettung, unter der weit mehr als die Hälfte der Bundesbürger inzwischen leidet, keineswegs in einer zu fettreichen Ernährung liegt, sondern vielmehr in einer als Insulinresistenz bezeichneten Störung zu suchen ist, bei der Kohlehydrate nicht adäquat verstoffwechselt werden können. Als Schuldige für diese Volkskrankheit hat das Duo die Empfehlungen zur Vermeidung von Mangel- und Fehlernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und ihre von Legionen von Ernährungsexperten nachgebetete Aufforderung zum exzessiven Kohlenhydratverzehr ausgemacht, die aus einer Zeit stammten, als die Nahrungsmittelversorgung noch knapper und die Bundesbürger körperlich wesentlich fitter gewesen seien. Gonder und Worm gelingt es in ihrem ebenso informativen wie ansprechenden Buch die Vorteile kohlenhydratreduzierter und statt dessen eiweiß- und vor allem fettreicherer Kostformen auch und gerade für Menschen mit Übergewicht, Metabolischem Syndrom oder Typ-2-Diabetes, aber auch mit Demenz, Parkinson, Epilepsie und einer Reihe weiterer physischer oder psychischer Gebrechen plausibel zu machen. Nicht zu vergessen die vierbeinigen Gefährten des Menschen, die inzwischen schon massenhaft unter denselben Symptomen leiden wie Herrchen oder Frauchen. Allererste Sahne! Franz Klotz weniger