"Na, Kinder, habt ihr heute etwas gelernt?" -- "Nein, Frau Lehrerin, wir haben Ihnen zugehört." Diese Anekdote bringt Klas Mellanders Kritik an traditionellen Lehr- und Lernmethoden recht gut auf den Punkt. Spätestens in der Schule wird uns seiner Ansicht nach das spontane Lernen, mit dem wir bis dahin Wissen und Fähigkeiten erworben haben, systematisch abgewöhnt. Im Zuge der Konditionierung auf das klassische Lernen wird der Lernprozess dann für alle Beteiligten … mehrunerfreulicher und ineffektiver als es nötig wäre. Power Learning -- ein reißerischer Titel für ein unaufgeregtes Buch -- will Wege zum Lernen von morgen aufzeigen. Unnützen Ballast stellt dabei die starre Rollenverteilung zwischen Unterrichtenden und Belehrten dar, die zu Über- bzw. Unterforderung und Desinteresse führt. Eine zentrale Forderung lautet deshalb: An der Konzeption und Umsetzung von Unterricht sollten sämtliche Teilnehmer in geeigneter Form mitwirken -- egal, ob dieser an einer Grundschule, an der Universität oder in einem Manager-Seminar stattfindet. Nur wenn die Lernenden mit ihrem Vorwissen und ihren ganz individuellen Erfahrungen dort abgeholt werden, wo sie stehen, kann ein Prozess in Gang kommen, der mehr ist als mechanisches Aneignen und Wiedergeben von Wissenselementen. Seine theoretischen Überlegungen, wie dieses "organische Lernen" aussehen könnte, garniert Mellander mit zahlreichen Beispielen aus seiner langjährigen Tätigkeit als Ausbilder und Trainer in der freien Wirtschaft. Und er exerziert vor, was er anstrebt. Immer wieder wird der Leser aufgefordert, selbst aktiv zu werden, zum Beispiel bei der folgenden Aufgabe: Wie kann man fünfzehn ausgewählte Szenen aus dem Film High Noon dramaturgisch möglichst wirkungsvoll arrangieren? Angestrebter Erkenntnisgewinn: Ähnlich wie ein guter Western lässt sich nahezu jedes didaktische Unterfangen als kleines Drama in mehreren Akten inszenieren. Trotz aller Praxisnähe: Was hier präsentiert wird, dürfte den meisten Insidern bereits vertraut sein. Zu empfehlen ist das Buch vor allem Laien, die unter unbefriedigenden Weiterbildungsmaßnahmen leiden. Denn sie erhalten in verständlicher Sprache Argumentationshilfe und werden ermutigt, sich beim Thema lebenslanges Lernen zum Experten und Anwalt in eigener Sache weiter zu bilden. --Patrick Fischer weniger