"In diesem Gebiet geschieht immer etwas, das die Welt erschüttert", heißt es in einer Reportage über den "Krieg im Garten Eden": Sintflut, Menetekel, Turm von Babel, die Perser-Schlachten Alexanders -- und jetzt der Kampf ums Öl. Die Kontrahenten sind allerdings nicht George W. Bush und Saddam Hussein: Die Reportage ist von 1941, und die Schurken, gegen die der Westen sich zur Wehr setzt, sind die Deutschen. Unbekannter Irak ist eine Zusammenstellung von Artikeln, … mehrdie in den letzten hundert Jahren im National Geographic Magazin erschienen sind. Außer "Neuen Erkentnissen über das frühe Ur" von 1930 und anderen Reportagen aus der Archäologie sind das vor allem Reiseberichte wie "Auf den Spuren Abrahams" (1966), "Besuch in Aladins Heimat" (1914) oder "Vierzig Jahre unter Arabern" (1942). Trotz der blumigen Überschriften wirkt der Stil dieser Berichte heute in vielen Fällen etwas spröde. Und zum Teil wurden sie offensichtlich extrem gekürzt. Interessanter als manche Texte sind deshalb die Fotos, die viel vom Alltagsleben im Irak vor 50 oder 100 Jahren ahnen lassen. Die Artikel über die ethnischen Minderheiten des Irak -- Kurden und Madan -- lesen sich trotz der zeitlichen Distanz bedrückend aktuell. Aufschlussreich sind schließlich die Reportagen über das städtische Leben in den letzten 15 Jahren: Sie zeigen, dass der Irak neben dem "Schurken" Saddam Hussein auch noch andere Gesichter hat. Je näher der "Kreuzzug" gegen die "Achse des Bösen" rückt, desto wichtiger ist es, das nicht zu vergessen. --Bernhard Wörrle weniger