Dass eine Hollywooddiva, die an die heilbringenden Kräfte außerirdischer Mächte glaubt, in den USA wie ein Guru verehrt wird, verwundert nicht in einem Land, das seine Entstehung religiösen Sektierern verdankt, und wo missionarischer Eifer für allerhöchste Staatsämter qualifiziert. Das wäre hierzulande in etwa so, als wenn die schrille Punkrockerin Nina Hagen wegen ihrer verschrobenen Ufo-Tiraden zur Lichtgestalt einer neuen spirituellen Bewegung erhoben würde. Wirklich … mehrundenkbar? Vielleicht was Nina Hagen betrifft. Doch ansonsten hat Esoterik auch bei uns nach wie vor Hochkonjunktur. Und so nimmt es kaum Wunder, dass die ungleich charismatischere Shirley MacLaine, die inzwischen rund zehn Millionen Bücher verkauft haben soll, nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Autorin in Deutschland eine beachtliche Fangemeinde hat. Als sie kurz nach Erscheinen der Übersetzung ihres neuesten Werks durch das Land tourte, füllte sie Säle. Und es scheint durchaus nicht übertrieben, wenn es als lange erwartete Fortsetzung ihrer Bücher Zwischenleben und Tanz im Licht beworben wird. Was den Titel anbelangt, so ist offenbar leider nicht nur dem deutschen Verlag der Verlust der Doppeldeutigkeit des Originals entgangen. Während das Wortspiel Sage-ing While Age-ing eindeutig auf die New-Age-Bewegung verweist, zu deren prominentesten Aktivistinnen sich MacLaine zählen darf, so klingt Weiser nicht leiser! doch eher wie das hausbackene Motto einer Autobiographie. Darum handelt es sich zwar auch, aber nur in Teilen. Die Irrungen und Wirrungen auf dem Weg zum Filmstar kommen vor, ebenso schlüpfrige Eskapaden und tiefgründige Gedanken über das Älterwerden. Aber im Vordergrund steht die Mission zu neuem Menschsein . Welche zugegebenermaßen in ihrer harmlosen Abstrusität nicht der Komik entbehrt und deshalb schon wieder sympathisch wirkt. Wie ernst die begnadete Komödiantin MacLaine sich selbst nimmt und alles, was sie so von sich gibt, das kommt in einem herrlichen Zitat zum Ausdruck: Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika greift ein Land an, weil Jesus oder Gott ihm das gesagt haben soll? Na toll! Und mich halten sie für verrückt, weil ich an Außerirdische und spirituelle Führer glaube, die durch Menschen gechannelt werden. Franz Klotz, literaturanzeiger.de weniger