Vergessen wir kurz, dass wir als kritische Musikkonsumenten Kitsch gnadenlos veurteilen -- von diesem Neil Diamond muss man jetzt einfach ergriffen sein. 12 Songs , das von Rick Rubin produzierte neue Werk übertrifft die optimistischsten Erwartungen. Fans, die befürchtet hatten, ihr Idol könnte beim Versuch, cool zu wirken, eine Bauchlandung erleben, können aufatmen. Stattdessen scheint es, als wäre mit jahrzehntelanger Verspätung ein außergewöhnliches … mehrSongwriting-Talent zu Tage gefördert worden. Zwei Beispiele sind "Captain of a Shipwreck", eine schnoddrig-poetische Liebeserklärung ("If you're captain of a shipwreck/I'll be first mate to your shame"), und "Hell Yeah", ein lebensbejahender, hymnenhafter Song, der mit Gerüchten aufräumt und enormes Selbstbewusstsein ausstrahlt (etwa wie "I Am...I Said", aber mit Kontext). Doch auch wo die Chutzpe nicht zum Thema gemacht wird, ist von Kompromissen keine Spur. Rubins geniale Leistung besteht darin, Neil Diamond das tun zu lassen, was er am besten kann: Er hängt sich eine Gitarre um und lässt seine charakteristisch weiche Stimme für sich sprechen. Die Ergebnisse fallen unterschiedlich aus: mal süß, mal bitter. Der Bonustrack "Delirious Love", auf dem Brian Wilson einen Gastauftritt hat, ist derart melodiös und harmonisch, dass man fast das Gefühl hat, zu schweben, während "What's It Gonna Be" klingt, als hätte man es heimlich von einem Leonard-Cohen-Album entwendet. Wunderbar ist aber jeder einzelne Track. So wie Johnny Cash nach dem 2002 erschienenen American Recordings -Album (Rick Rubin sei Dank) mit neuen Augen gesehen wurde, so darf nun auch Neil Diamonds Legende behutsam umgeschrieben werden. -- Tammy La Gorce weniger
CD 1
01 - Oh Mary
02 - Hell Yeah
03 - Captain of a Shipwreck
04 - Evermore… mehr
05 - Save Me a Saturday Night
06 - Delirious Love
07 - I'm on to You
08 - What's It Gonna Be
09 - Man of God
10 - Create Me
11 - Face Me
12 - We
13 - Men Are So Easy weniger